Überstreichen, Kurzkehrt, versammelter Galopp, Traversale – das alles sind Lektionen im Dressursport. Um diese korrekt auszuführen, muss eine Harmonie zwischen Reiter und Pferd bestehen. Bei den vielen Dressurlektionen ist es jedoch nicht so einfach, den Überblick darüber zu behalten, was in welcher Dressurklasse angefordert wird. In diesem Beitrag erfährst du, welche Klassen und Lektionen es beim Dressurreiten gibt. Außerdem verraten wir dir, worauf du vor deinem Start in einer Turnierprüfung achten musst.
Welche Dressurklassen gibt es?
Wenn du schon einmal auf einem Turnier gestartet bist oder es in Zukunft noch vorhast, kommen dir die Buchstaben der einzelnen Dressurklassen bestimmt bekannt vor. Hier erhältst du einen Überblick, was die Buchstaben überhaupt bedeuten:
- E: Einsteiger
- A: Anfänger
- L: Leicht
- M: Mittel
- S: Schwer
Neben den aufgezählten Dressurklassen gibt es für besonders junge Reiter Führzügel- und Reiterwettbewerbe, in welchen in Abteilungen geritten wird und die Richter Kommandos geben. In der Führzügelklasse werden die Reiter sogar noch geführt. Beide Wettbewerbe sind dafür da, damit die Kleinsten ein Gefühl für den Turnierablauf bekommen.
Ab der Klasse A gibt es noch einmal Unterteilungen in Sterne, also A* und A**, L* und L** usw. Somit erhöht sich der Schwierigkeitsgrad innerhalb der Klasse und es wird beispielsweise in einer A**-Dressur Mitteltrab verlangt und nicht „Tritte verlängern“, wie es in der A*-Dressur genannt wird. Die Abgrenzungen mit den Sternen sollen dazu dienen, dass der Sprung in die nächsthöhere Klasse vereinfacht wird.
In der schwierigsten Dressurklasse auf nationaler Ebene geht es sogar von S* bis S****. Hierbei erhöht sich der Schwierigkeitsgrad zum Beispiel bei den fliegenden Wechseln und Galopppirouetten. Auf die Dressurlektionen der einzelnen Klassen gehen wir im nächsten Abschnitt ein.
Welche Dressur-Lektionen gibt es?
Schaut man sich die Bedeutung der Buchstaben an, klingt das alles ziemlich einfach. Dass A-Dressuren jedoch nicht direkt für Anfänger geeignet und L-Dressur keineswegs leicht sind, sollte sich jeder Reiter ins Bewusstsein rufen. Damit du beim nächsten Turnier sicher weißt, welche Prüfung für dich geeignet ist, haben wir nachfolgend eine Übersicht mit allen Dressur-Lektionen der einzelnen Klassen erstellt.
Wichtig zu wissen ist, dass in allen Dressurklassen nicht nur die Ausführung der Dressurlektionen, sondern auch die Ausbildungsskala, die Qualität der Gänge des Pferdes und der Gesamteindruck in das Ergebnis mit einfließen. Wenn du lieber noch einmal nachschauen möchtest, worauf es bei der Ausbildung ankommt, kannst du dir unseren Blogbeitrag zur Ausbildungsskala des Pferdes durchlesen.
E-Dressur Lektionen
In einer Dressurprüfung der Klasse E kommt es in erster Linie darauf an, dass du die Grundlagen des Dressurreitens und einfache Dressurlektionen beherrscht. Du solltest also Hufschlagfiguren wie Zirkel, Schlangenlinien und durch die ganze, halbe und Länge der Bahn wechseln reiten können. Zudem werden in der Prüfung abwechselnd die drei Grundgangarten Schritt, Trab und Galopp abgefragt. Neben dem Leichttraben solltest du auch das Aussitzen sicher beherrschen. Handelt es sich um einen Dressurreiter-Wettbewerb der Klasse E, sind Hilfszügel erlaubt.
Geritten wird meist in einer Abteilung mit zwei bis vier Reitern. Dies stellt für den Reiter eine Herausforderung dar, denn er ist nicht nur für sich selbst verantwortlich, sondern für die gesamte Abteilung. Wichtig ist also, dass du die Geschwindigkeit deines Pferdes kontrollieren kannst und immer eine Pferdelänge (ca. 2,50 m) Abstand zu dem Reiter vor dir einhältst.
A-Dressur Lektionen
Obwohl in der A-Dressur Lektionen für Anfänger abgefragt werden, benötigen Pferd und Reiter dennoch eine solide Grundausbildung. Zu den Anforderungen aus der E-Dressur kommen Lektionen wie Volten (10 m), Rückwärtsrichten, Viereck verkleinern und vergrößern, einfache Galoppwechsel, Überstreichen und Zügel aus der Hand kauen lassen. Neben den Grundgangarten musst du außerdem Mitteltrab und Mittelgalopp zeigen.
Eine Dressurprüfung der Klasse A wird je nach Ausschreibung entweder in der Abteilung oder allein auf einem 20 x 40 Meter großen Viereck geritten. Du solltest also mit beiden Varianten vertraut sein. Die Richter bewerten unter anderem, ob du die Lektionen am Punkt zeigst und die Einwirkung auf dein Pferd. Wichtig ist zudem eine harmonische und präzise Hilfengebung.
L-Dressur Lektionen
Der Sprung von A- zu L-Dressur ist etwas anspruchsvoller, denn hierbei muss dein Pferd korrekt an den Hilfen stehen und sich richtig stellen und biegen lassen. Die Frage „Wann darf ich L-Dressur reiten?“ können wir dir folgendermaßen beantworten: Du solltest versammelten Trab und versammelten Galopp sicher reiten können, denn darauf legen die Richter besonders viel Wert.
Weitere L-Dressur Anforderungen sind Volten (8 m), Außengalopp und Kurzkehrt. In der Klasse L** werden darüber hinaus auch Schulterherein, Travers und starker Schritt abgefragt. Außerdem kann das Einreiten statt im Trab nun auch im versammelten Galopp gefordert werden. Die Schwierigkeit dabei ist, das Pferd auf der Mittellinie gerade zu halten sowie die ganze Parade aus dem Galopp.
Je nachdem, wie die Prüfung ausgeschrieben ist und ob es sich um eine L*- oder L**-Dressur handelt, wird entweder auf einem 20 x 40 m oder 20 x 60 m Viereck – in jedem Fall aber einzeln – geritten. Außerdem sind einige Dressuren der Klasse L nicht auf Trense, sondern auf Kandare zu reiten. Die Richter möchten ein Pferd sehen, das korrekt am Zügel geht und die Übergänge bzw. Tempowechsel zwischen Arbeitstempo, versammeltem Tempo und Verstärkungen sollten deutlich erkennbar sein.
M-Dressur Lektionen
In Dressurprüfungen der Klasse M steigen die Anforderungen und das Niveau deutlich. Zu den Tempi aus der L-Dressur kommen noch starker Trab, starker Galopp und versammelter Schritt hinzu. Auch Seitengänge wie Schulterherein und halbe/doppelte Traversalen im Trab und Galopp werden vermehrt abgefragt. Möchtest du wissen, wie man eine Traversale richtig reitet, kannst du dir unseren Blogbeitrag zu den Traversalen mit Tipps von Dressurreiter Frederic Wandres durchlesen.
Als Vorbereitung auf die nächste Dressurklasse stehen auch halbe Pirouetten im Schritt und einzelne fliegende Wechsel auf dem Programm. In unserem Blogbeitrag „Fliegende Galoppwechsel lernen und reiten“ erklärt dir unser Teamreiter Frederic Wandres alles zu der schwierigen Lektion und gibt hilfreiche Tipps.
In der Regel wird in M-Dressuren auf Kandare geritten, es gibt aber auch Prüfungen, die auf Trense ausgeschrieben sind. So haben vor allem unerfahrene Reiter in dieser Klasse die Möglichkeit, sich vermehrt auf die schwierigen Dressurlektionen zu konzentrieren, die schneller aufeinander folgen als in den niedrigeren Dressurklassen. Je nach Ausschreibung finden die Prüfungen auf M-Niveau auf einem 20 x 40 m oder 20 x 60 m Viereck statt.
S-Dressur Lektionen
Reitest du S-Dressur, bist du in der schwersten Klasse auf nationaler Ebene angekommen. Neben den einzelnen Traversalen werden nun auch Zick-Zack-Traversalen angefordert, wobei das Pferd beidseitig an der Mittellinie entlang traversiert. Die fliegenden Galoppwechsel werden durch Serienwechsel zu einer bestimmten Anzahl von Sprüngen ersetzt. Zudem musst du Galopp-Pirouetten, Piaffe und Passage zeigen.
Dressurprüfungen der Klasse S werden immer auf Kandare und auf einem großen Viereck geritten. Das Pferd muss auf diesem hohen Niveau korrekt versammelt sein und genügend Last auf die Hinterhand aufnehmen, um die schweren Dressurlektionen nacheinander auszuführen. Die Harmonie zwischen Reiter und Pferd sollte in S-Dressuren immer gegeben sein.
Internationale Dressuraufgaben
Wenn du wissen möchtest, welche Dressurlektionen im internationalen Dressursport zu reiten sind, kannst du dir die nachfolgende Übersicht ansehen.
Prix St. Georg:
- Galopptraversale links, fliegender Galoppwechsel und direkt Galopptraversale rechts
- halbe Galopp-Pirouetten
- 5 fliegende Galoppwechsel zu 4 Sprüngen
- 5 fliegende Galoppwechsel zu 3 Sprüngen
Intermediaire I:
- Zick-Zack-Traversale (drei Traversalverschiebungen) im Galopp mit unbestimmter Sprunganzahl
- ganze Galopp-Pirouetten
- 5 fliegende Galoppwechsel zu 3 Sprüngen
- 7 fliegende Galoppwechsel zu 2 Sprüngen
Intermediaire II:
- drei Traversalverschiebungen im Trab
- ganze Galopp-Pirouetten
- Piaffe mit 8-10 Tritten
- Passage
- 7 fliegende Galoppwechsel zu 2 Sprüngen
- 11 fliegende Galoppwechsel von Sprung zu Sprung
Grand Prix:
- steile Trabtraversale durch die ganze Breite der Bahn
- Zick-Zack-Traversale (fünf Traversalverschiebungen) im Galopp mit bestimmter Sprungzahl
- ganze Galopp-Pirouetten
- Piaffe mit 12-15 Tritten
- Passage
- 9 fliegende Galoppwechsel zu 2 Sprüngen
- 15 fliegende Galoppwechsel von Sprung zu Sprung
Grand Prix Special:
- steile Trab- und Galopptraversale durch die ganze Breite der Bahn
- ganze Galopp-Pirouetten
- Piaffe mit 12-15 Tritten
- Passage
- 9 fliegende Galoppwechsel zu 2 Sprüngen
- 15 fliegende Galoppwechsel von Sprung zu Sprung
- 9 fliegende Galoppwechsel von Sprung zu Sprung auf der Mittellinie
Worauf du vor deinem Turnierstart achten solltest
In jeder Dressurklasse, egal ob Einsteiger oder schwere Klasse, wird großer Wert auf das Gesamtbild gelegt. Auch dein Sitz, deine Hilfengebung und Einwirkung sowie die Harmonie zwischen dir und deinem Pferd spielt eine wichtige Rolle beim Dressurreiten, denn ist dies nicht vorhanden, kannst du kein gutes Ergebnis auf dem Turnier erwarten.
Damit du in den jeweiligen Dressurklassen starten darfst, musst du vorher bestimmte Reitabzeichen ablegen. Dadurch wird sichergestellt, dass die angeforderten Dressurlektionen beherrscht und dich nicht überschätzt. Unserem Blogbeitrag über die verschiedenen Reitabzeichen kannst du alles Wissenswerte darüber entnehmen und dich ausgiebig informieren. Somit steht deinem Turnierstart hinsichtlich der Qualifikation nichts mehr im Weg.
Die richtige Turnierausrüstung im Dressursport
Hast du das entsprechende Reitabzeichen erfolgreich absolviert, musst du dir nur noch Gedanken um die passende Turnierausstattung für dich und dein Pferd machen, denn die LPO (Leistungs-Prüfungs-Ordnung) und WBO (Wettbewerbs-Ordnung) schreiben ein bestimmtes Erscheinungsbild vor. Fangen wir zunächst einmal bei dir an. Du benötigst eine Turnierreithose und ein Turnierjacket, wobei in der schweren Klasse einen Dressurfrack gefordert wird. Darunter trägst du dann ein passendes Turniershirt. Pflicht sind zudem dunkle Reitstiefel und ein Reithelm, der den Sicherheitsstandards entspricht.
Weiße Reithandschuhe und Turnieraccessoires wie zum Beispiel ein Haarnetz oder Plastron sind zwar nicht vorgeschrieben, sehen optisch aber ansprechend aus und sollten deshalb auch getragen werden. Damit du dich von den anderen Reiterinnen abhebst, kannst du auf Turnierkleidung oder Accessoires mit Glitzer, Perlen oder Bestickungen zurückgreifen.
Auch beim Outfit deines Pferdes gibt es gewisse Vorschriften. So musst du es mit einer weißen Dressurschabracke, Sattel und Trense oder Kandare in sauberem Zustand sowie Startnummern, wie beispielsweise die Kopfnummer von Kerbl, ausrüsten. Auf dem Abreiteplatz kannst du Dressurgamaschen verwenden, wenn du möchtest.
Du darfst aber nicht vergessen, diese vor der Dressurprüfung abzunehmen, denn dort ist kein Beinschutz erlaubt. Je nach Belieben kann eine Fliegenhaube dein Turnieroutfit abrunden.
Falls du dich bei der großen Auswahl an Kombinationsmöglichkeiten nicht entscheiden kannst, bieten wir dir Inspiration mit den Outfits unserer Teamreiter. Hier findest du zum Beispiel das Turnieroutfit inspiriert von Charlotte Münch.
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