Sie sehen spektakulär aus und zählen zu den Königsdisziplinen im Dressursport: die Traversalen. Wer denkt, dass der Reiter das Pferd dafür einfach mal seitwärts über die Diagonale schiebt, der irrt sich. Neben der richtigen Hilfengebung spielen auch Takt und Losgelassenheit eine wichtige Rolle beim Traversale reiten. Wir haben bei unserem international erfolgreichen Teamreiter Frederic Wandres nachgefragt, wie du Traversalen lernen kannst, was die größten Fehler sind und worauf es bei der schwierigen Lektion sonst noch ankommt.
Was ist eine Traversale?
Die Traversale zählt zu den Seitengängen und wird im versammelten Trab oder Galopp geritten. Das Pferd bewegt sich dabei vorwärts-seitwärts auf einer diagonalen Linie und ist in Bewegungsrichtung gestellt und gebogen. Wichtig ist, dass das Pferd den Bewegungsfluss und die Kadenz (das Maß, wie weit ein Pferd in der Bewegung die Hufe vom Boden löst) während der Traversale erhält. Die Vorder- und Hinterbeine kreuzen beim Traversale reiten gleichmäßig, wobei die Vorhand immer vorausgehend sein soll.
In Dressurprüfungen ab der Klasse L** werden vier verschiedene Traversalen gefordert:
- Halbe Traversale: Von der langen Seite zur Mittellinie oder umgekehrt
- Ganze Traversale: Von einer langen Seite zur gegenüberliegenden langen Seite
- Doppelte halbe Traversale: Von einer langen Seite zur Mittellinie und wieder zurück zur langen Seite oder umgekehrt
- Zick-Zack-Traversale: Beidseitig entlang der Mittellinie, der seitliche Abstand von der Mittellinie ist vorgeschrieben
Traversalen richtig reiten: Hilfen
Eingeleitet wird die Traversale immer mit einer halben Parade. Frederic Wandres erklärt die Hilfengebung folgendermaßen: Der innere Schenkel liegt treibend am Gurt, er hält die Vorwärts-Tendenz und treibt somit das Pferd. Der äußere Schenkel liegt verwahrend, also eine Handbreit hinter dem Gurt und ermöglicht die Seitwärtsbewegung des Pferdes. Der innere Zügel gibt die Stellung und der äußere Zügel gestattet die Stellung ein wenig.
Auch auf die Frage „Wie sitze ich in der Traversale?“ hat unser Teamreiter eine passende Antwort: „Bei dieser Lektion wird der innere Gesäßknochen belastet. Das bedeutet, dass der Reiter in die Bewegungsrichtung des Pferdes sitzt.“
Wie lerne ich, Traversalen zu reiten?
Die Grundlage für die Traversale ist das Schulterherein. Bevor du also eine Traversale reiten möchtest, sollten du und dein Pferd die „Mutter aller Seitengänge“ – wie die Lektion gerne bezeichnet wird – sicher beherrschen. Beim Schulterherein wird das Pferd gegen die Laufrichtung gestellt und gebogen und bewegt sich vorwärts-seitwärts auf drei Hufschlägen.
Funktioniert das Schulterherein reiten gut, kannst du daraus die Traversale einleiten. Sobald dein Pferd nach der Ecke richtig gestellt ist, kannst du es vorwärts-seitwärts über die Diagonale reiten. Wenn dir die Traversale aus dem Schulterherein heraus schwerfällt, empfiehlt Frederic, erst einmal normal auf die Diagonale abzuwenden und geradeaus bis X im Arbeitstempo zu reiten. Dann schaut das Pferd automatisch schon in die Richtung, wo du hinmöchtest, nämlich an das andere Ende der Diagonalen. Ab X legst du den äußeren Schenkel verwahrend um und schiebst die Hinterhand in die gewünschte Richtung.
Tipp von Frederic zum Traversale reiten
„Wenn du in der Reithalle einen Spiegel hast, kannst du die Traversale erstmal auf den Spiegel zu reiten. Dann siehst du auch gleich, ob die Vorhand voraus ist, denn es kann sein, dass du das nicht so gut fühlst. Wichtig ist nur, dass du dich nicht vom Spiegel abhängig machst.“
Übst du eine Traversale, musst du am Anfang nicht gleich eine vollständige von einem Ende zum anderen reiten. Drei gute Meter seitwärts sind laut Frederic viel mehr wert als zehn Meter, die sich holprig anfühlen. Reite erst einmal 3-4 Meter seitwärts im Fluss, dann richtest du das Pferd gerade, holst Schwung und setzt wieder neu an. Diese Passagen kannst du nach und nach immer länger ziehen. „Irgendwann reitest du dann mal zehn Meter eine Traversale und zwei Meter geradeaus. So wird das wie ein Puzzle zusammengebastelt – von leicht zu schwer“, erklärt der Dressurreiter.
Eine perfekte Traversale fühlt sich für mich so an, dass das Pferd einfach in der Bewegung fließt, genauso wie im Geradeaus. So schön soll es auch seitwärts gehen, ohne dass man groß seine Hilfen oder seinen Aufwand verändern muss. Es fließt einfach.“
– Frederic Wandres
Was sind die größten Fehler beim Traversale reiten?
In vielen Fällen führt eine unpräzise oder falsche Hilfengebung vom Reiter zu Fehlern in den Traversalen. Das kann ein zu starkes Annehmen des inneren Zügels, zu wenig Druck des inneren Schenkels oder ein übertriebenes Treiben des äußeren Schenkels sein. Der häufigste Fehler beim Traversale reiten sind Taktfehler. Diese entstehen meistens, wenn der Reiter zu stark mit der inneren Hand auf das Pferd einwirkt und so das innere Hinterbein blockiert.
Tipp von Frederic zum Takthalten
„Wenn ich ein Pferd habe, das mit dem Takt Probleme hat, dann fahre ich erstmal das Tempo runter. Es gibt Pferde, die traben geradeaus für eine 9, doch sobald die Traversale oder etwas anderes kommt, verlieren sie total ihre Bewegungsqualität. Dann mache ich es so, dass ich den Blick auf die Bewegungsqualität erstmal ausschalte, also den Trab komplett runterfahre und mich nicht darum kümmere, ob das Pferd für eine 9 oder 7 trabt. Hauptsache es geht taktmäßig seitwärts und das geht meistens leichter in einem niedrigeren Tempo. Je höher das Tempo, desto mehr Ausdruck hat man zwar, aber desto höher ist auch die Wahrscheinlichkeit, dass ein Taktproblem kommt.“
Neben Taktfehlern kann es auch vorkommen, dass die Hinterhand des Pferdes vorausgeht. Richtig ist es jedoch, wenn die Vorhand vorausgeht. Von vorne sollte also der innere Hüftknochen des Vierbeiners nicht zu sehen sein. Ein möglicher Grund, dass dies nicht funktioniert, kann Übereifer des Pferdes sein, wenn es vorher schon weiß, was von ihm verlangt wird. Um diesen Fehler zu vermeiden, solltest du immer nur ein kurzes Stück traversieren und dann wieder geradeaus reiten. Zudem ist es hilfreich, die Traversale immer aus dem Schulterherein oder Schultervor zu beginnen.
Achte in der Traversale außerdem darauf, dass dein Pferd nicht zu eng im Hals wird, sondern in korrekter Anlehnung bleibt. Die Nasen-Stirn-Linie sollte durchgehend leicht vor der Senkrechten sein. Der Fehler ist, dass manche Reiter denken, durch mehr Stellung die Seitwärtsbewegung erreichen zu können und geben deshalb nicht genug mit dem äußeren Zügel nach. Das Resultat ist ein zu eng eingestelltes Pferd.
Wie alt sollte das Pferd sein, wenn man mit Traversalen beginnt?
Frederic nimmt generell bei vierjährigen Pferden schon einmal eine Seitwärtsbewegung mit ins Training auf. Das ist dann zwar noch keine fertige Traversale, aber schon mal eine Art Schenkelweichen auf der Diagonalen oder an der langen Seite. Hierbei sieht er, ob das Pferd überhaupt in der Lage ist, eine Seitwärtsbewegung auszuführen.
„Daraus zeigt sich dann im Laufe der Ausbildung, wenn die Pferde fünf- bis sechsjährig sind, dass eine Traversale im Fluss und mit Stellung und Biegung zu absolvieren ist“, erklärt der Profireiter. „Um dem Pferd das Erlernen der Traversale zu erleichtern, sollte man ihm erstmal spielerisch ohne Stellung und Biegung beibringen, seinen Körper seitwärts zu bewegen und darauf achten, dass der Takt erhalten bleibt. Dann hat man es mit einem sechsjährigen Pferd nicht mehr so schwer.“
Was ist der Unterschied zwischen Schenkelweichen und Traversale?
Wir stellen dir die Unterschiede zwischen Schenkelweichen und Traversale in der folgenden Tabelle gegenüber:
Schenkelweichen | Traversale |
---|---|
Kein Seitengang | Anspruchsvoller Seitengang |
Nur Stellung gegen die Bewegungsrichtung | Stellung und Biegung in Bewegungsrichtung |
Tritt am Schwerpunkt vorbei | Tritt unter dem Schwerpunkt |
Dient zur Sensibilisierung der Hilfengebung | Hat gymnastizierenden Effekt |
Auf gerader und gebogener Linie möglich | Nur auf der Diagonalen möglich |
Für Anfänger und Fortgeschrittene | Nur für Fortgeschrittene |
Wie reitet man Travers?
Auf dem Weg zu einer guten Traversale solltest du auch Travers reiten können. Die Vorhand bleibt dabei auf dem Hufschlag, die Hinterhand kommt über die Gewichtshilfe und den äußeren Schenkel ins Bahninnere. Das Pferd ist in Bewegungsrichtung gestellt und gebogen und kreuzt die Vorder- und Hinterbeine. Willst du Travers reiten lernen, fängst du am besten erst einmal im Schritt und Trab auf gerader Linie an. Funktioniert das gut, kannst du dich auch an Travers im Galopp und auf gebogenen Linien heranwagen.
Beim Travers reiten gibst du folgende Hilfen:
- Inneren Gesäßknochen belasten (den in Bewegungsrichtung)
- Äußeren Schenkel verwahrend zurücklegen, um die Hinterhand des Pferdes in der Spur zu halten
- Innerer Schenkel bleibt am Gurt
- Innere Hand gibt Stellung vor
- Äußere Hand gibt nach
Fazit
Die Traversale ist eine schwierige Lektion und du solltest erst damit beginnen, wenn du und dein Pferd Schulterherein und Travers sicher beherrschen. Zudem ist es wichtig, dass dein Vierbeiner den Takt gut halten und versammelt traben beziehungsweise galoppieren kann. Möchtest du noch mehr zu Takt und Versammlung erfahren, kannst du dir unseren Blogbeitrag „Die Ausbildungsskala des Pferdes für die korrekte Pferdeausbildung“ durchlesen. Wir empfehlen dir, dass du dir einen guten Trainer zurate ziehst. Dieser kann dir genau sagen, wann die einzelnen Lektionen gefestigt sind, und gibt dir außerdem noch wertvolle Tipps mit auf den Weg. 🙂
Ich reite gerne Traversalen, denn ich finde es eine gute Lektion, um das Pferd um den inneren Schenkel zu biegen und Schenkelgehorsam und die ganzen Hilfen abzufragen.“
– Frederic Wandres
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3 Kommentare
Da kann ich mich dem positiven Feedback nur anschließen;)
Cornelia
Danke für den tollen Beitrag und die sehr hilfreichen Tipps zur Traversale 🙂
Vielen Dank für dein positives Feedback, Vanessa! 🙂