Geschniegelt und gestriegelt und am besten mit viel Glitzer ausgestattet, so zumindest mal die Vorurteile über die Dressurreiter im schicken Dressurjacket sowie die makellos glänzenden Pferde in der Dressur. Allerdings steckt viel mehr dahinter und jeder Reiter, egal welche Disziplin, sollte ein gewisses Maß an Dressur als Grundlage fürs Reiten beherrschen. Warum das so ist und was das Dressurreiten ausmacht, kannst du in diesem Blogbeitrag erfahren.
Seit wann gibt es Dressurreiten?
Die Dressurprüfungen auf Turnieren wie wir sie heute kennen, haben einen langen Weg hinter sich. Wissenschaftler gehen davon aus, dass sogar ab 3500 vor Christus Pferde als Nutztiere für den Menschen fungierten. Sie dienten als Fortbewegungsmittel, Arbeitstier und auch als Nahrungsquelle. Über Sieg oder Niederlage entschieden die großen Vierbeiner später zu Kriegszeiten um ca. 800 vor Christus. Zu Pferd waren die Krieger viel schneller und beweglicher und die Reitervölker gingen meist als die Überlegenen aus Schlachten hervor. Zu dieser Zeit wurde viel mehr Wert auf Geschicklichkeit, Schnelligkeit und Ähnliches gelegt und nicht viel Zeit mit der Ausbildung oder Gymnastizierung der Pferde aufgewendet.
Hier mussten erst noch ein paar hundert Jahre vergehen, bis in der griechischen Antike der Reiterführer Xenophon um 370 vor Christus die erste Reitvorschrift „Peri hippikes“ niederschrieb. Zum ersten Mal wurden Pferde gezielt zum Reiten ausgebildet, mit der Idee der Nachhaltigkeit und ohne Zwang. Obwohl Xenophons Werk auf die Ausbildung von Kriegspferden ausgerichtet war, haben die ethischen Leitlinien heute noch Gültigkeit.
Allerdings wurde im Mittelalter und Rittertum wieder weniger Wert auf die Ausbildungsweise nach Xenophon gelegt. Während der Blütezeit des Rittertums war es wichtiger, dass die Pferde auf den Ritterturnieren funktionierten, was im Grunde bedeutete, im vollen Galopp aufeinander zuzureiten.
Erst im 16. Jahrhundert wurde das Reiten nach Xenophon wieder aufgegriffen, und zwar in Neapel. Viele Kunstreiter ließen sich dort nieder und verbreiteten die Reitkunst in ganz Italien. Zu den bekanntesten Reitmeistern gehört zu dieser Zeit Federico Grisone, der das zweite grundlegende Werk über die Reitkunst schrieb. Allerdings war Grisone im Gegensatz zu Xenophon kein Verfechter des sanften Umgangs mit dem Pferd.
Leider mussten die Pferde nochmals zwei Jahrhunderte warten, bis sich schließlich im 18. Jahrhundert von den groben Methoden in der Pferdeausbildung verabschiedet wurde. Ein großer Teil zu dieser Reform in der Reitkunst hat der Hofstallmeister des französischen Königs, François Robichon de la Guérinière, beigetragen. Seine im Jahre 1733 veröffentlichte Reitlehre ist heute noch Grundlage für das Dressurreiten.
In Deutschland hat vor allem die „Richtline H.Dv.12.“ einen wichtigen Schritt in Richtung internationaler Erfolg des deutschen Dressurreitens gelegt. Das gesammelte Wissen in der Kavallerieausbildung seit dem 18. Jahrhundert wurde in den Reitinstruktionen im Jahre 1882 zusammengefasst. Nach mehreren Überarbeitungen entstand daraus im Jahre 1937 die Heeresdienstvorschrift 12. Sie wurde von der Deutschen Reiterlichen Vereinigung sogar als Grundlage genutzt, die Richtlinien Reiten und Fahren zu entwickeln. Oberstes Ziel aller heutigen Werke des Dressurreitens und vieler Dressurübungen ist eine gesunderhaltende Gymnastizierung des Pferdes.
Aus sportlicher Sicht erlangten die Dressurprüfungen erstmals um 1900 internationale Bedeutung und seit 1912 gehören sie sogar zum festen Programm der Olympischen Spiele. Die verschiedenen Dressurklassen und Dressurlektionen entwickelten sich im Laufe der Zeit zu dem Dressurreiten, wie es heutzutage auf den Dressurturnieren zu sehen ist.
Die Ziele des Dressurreitens
Das Hauptziel des Dressurreitens ist, das Pferd gesunderhaltend zu gymnastizieren und die natürliche Veranlagung zu fördern und zu verfeinern. Hierzu werden verschiedene Übungen im Dressurreiten verwendet und die Skala der Ausbildung, welche von der Deutschen Reiterlichen Vereinigung entwickelt wurde, genutzt. Sie dient nicht nur zur Ausbildung des Tieres, sondern sollte auch den Aufbau des täglichen Trainings, je nach Ausbildungsstand des Pferdes, widerspiegeln. Wie genau das funktioniert, kannst du im Blogbeitrag über die Ausbildungsskala des Pferdes nachlesen.
Eine dressurmäßige Ausbildung für dich und dein Pferd ist nicht nur dann wichtig, wenn du mit deinem Pferd in der Dressur auf dem Turnier starten willst, sondern sollte für jede englische Reitweise und Disziplin die Grundlage darstellen. Dies kann dir im Springsport zum Beispiel sehr viel weiterhelfen, um dein Pferd im Parcours kontrollierter und besser zum Sprung reiten zu können. Das Verkürzen und Verlängern der Galoppsprünge ist essenziell für das Anreiten eines Sprunges und auch engere Wendungen können viel besser gemeistert werden, wenn du dein Tier gut dressurmäßig arbeitest.
Eine korrekte, auf der Dressur basierende Ausbildung des Pferdes hilft außerdem dabei, den Bewegungsapparat fit und gesund zu halten. Der richtige Aufbau von Muskeln ist für die großen Tiere außerordentlich wichtig. Vor allem der Rückenmuskel muss beim Pferd ausreichend gestärkt werden, hauptsächlich um das Reitergewicht zu tragen und kraftvolle, ausdrucksstarke Grundgangarten zeigen zu können. Kräftigende, aber auch dehnende Dressurübungen tragen hierzu bei.
Der Ausgleich der natürlichen Schiefe des Pferdes im Training spielt außerdem auch eine entscheidende Rolle, um dein Tier lange fit zu halten. Durch das Geraderichten stellst du sicher, dass beide Seiten gleich beansprucht werden und es nicht zu einer Überbelastung kommt. Viele Reitfiguren, wie das Reiten auf gebogenen Linien, unterstützen dich bei der Erarbeitung des Geraderichtens.
Dressurreiten lernen
Das Erlernen des Dressurreitens ist für dich und dein Pferd nicht so schnell erledigt. Selbst die besten Dressurreiter nehmen regelmäßig Unterricht, um sich zu verbessern und sich keine schlechten Angewohnheiten anzueignen. Für eine außenstehende Person sind viele Dinge sichtbarer als für den Reiter selbst. Daher ein wichtiger Tipp zum Dressurreiten: Investiere in gutes Training!
Je nach Reitlevel fängst du vielleicht gerade erst in einer Reitschule auf Schulpferden an zu reiten, erarbeitest mit deinem Pferd eine neue Dressurlektion oder bildest ein junges Pferd aus – einfacher und besser funktioniert es immer mit einem guten Trainer.
Wie lernen Pferde Dressurreiten? Viel zu oft hört man die Entschuldigung „Mein Pferd ist aber kein Dressurpferd“, wenn es um die dressurmäßige Ausbildung geht. Das spielt aber erst einmal keine große Rolle. Die korrekte Ausbildung kommt jedem Pferd zugute und hat nichts damit zu tun, ob dein Pferd ein „Lampenaustreter“ ist, wie Pferde mit einem außerordentlichen Trab gerne bezeichnet werden. Natürlich ist ab einem bestimmen Level wichtig, dass die Pferde eine gewisse Qualität an Grundgangarten aufweisen. Allerdings kann zum Beispiel auch der Trab mit dem richtigen Training verbessert werden.
Das A und O in der Dressur beziehungsweise generell in der Pferdeausbildung ist Geduld. Beim Dressurreiten Figuren oder Lektionen zu erlernen, die das Pferd vorher noch nie durchgeführt hat, muss langsam erarbeitet werden. Gerade Lektionen in hoher Versammlung erfordern viel Kraft, die erst aufgebaut werden muss.
Immer wieder kann man vor allem in den sozialen Medien lesen, dass Dressurreiten Tierquälerei sei, da die Pferde unnatürliche Bewegungen vollführen. Allerdings werden Dressurpferde in der Regel alt und können lange geritten werden. Das liegt vor allem am Training, denn die hohen Dressurlektionen können nur dann geritten werden, wenn Rücken- und Hinterhandmuskeln des Pferdes trainiert und gestärkt werden. Hierzu gehört auch das regelmäßige Dehnen. Dies wird bei Freizeitpferden oft vernachlässigt, weswegen Rückenprobleme vorprogrammiert sind.
Dressurreiten auf Turnieren
Auf Turnieren wird das Dressurreiten in Klassen aufgeteilt. Je nach Ausbildungsstand und Qualität der Grundgangarten kannst du in diesen starten. Allerdings ist eine Teilnahme nur nach erfolgreichem Abschluss des Reitabzeichens und dem Erreichen der jeweiligen Leistungsklasse möglich. Welche Abzeichen du für Dressurturniere benötigst, findest du in dem passenden Blogbeitrag.
Die verschiedenen Dressurklassen sind wie folgt gestaffelt:
- Klasse E (Einsteiger)
- Klasse A (Anfänger)
- Klasse L (Leicht)
- Klasse M (Mittel)
- Klasse S (Schwer)
Mit jedem Schwierigkeitsgrad steigen die Ansprüche an dich und dein Pferd. Es wird außerdem innerhalb der Klassen nochmals unterteilt. Eine Dressurprüfung der Klasse A* ist leichter als eine der Klasse A**. Ebenso kann beim Dressurreiten die Ausrüstung in den Klassen abweichen. So werden ab Klasse L zum Beispiel manche Prüfungen auf Kandare geritten. Was du wann verwenden darfst beziehungsweise musst, kannst du in der LPO nachlesen. Das gebisslose Dressurreiten auf Turnieren ist nicht erlaubt.
Oft sind außerordentliche Pferde im Dressursport zu sehen und die Zucht ist kaum aufzuhalten. Besonders hervorzuheben ist der KWPN Wallach Valegro, der mit Charlotte Dujardin zahlreiche Weltrekorde im Dressurreiten aufstellte. Darunter 94,300 % in der Grand Prix Kür bei den Olympischen Spielen in London 2014.
Auch wenn du dir manchmal wie ein kompletter Anfänger in der Dressur vorkommst, wenn du die ganzen Profis auf den Turnieren siehst, denke immer daran: Jeder hat einmal klein angefangen. Vor allem deinem Pferd tust du einen großen Gefallen, wenn ihr an der Grundausbildung in der Dressur arbeitet, und das am besten mit der Hilfe eines guten Trainers.
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