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Das Pferd gymnastizieren und Übungen dazu

Die meisten Reiter kennen das Gefühl, wenn sich das Pferd einfach nicht stellen möchte und fest im Rücken ist. Damit das Reiten wieder problemlos funktioniert und dein Vierbeiner dabei motiviert ist, kommt man nicht drumherum, das Pferd richtig zu gymnastizieren. Das erreicht man mithilfe von Übergängen, Stangen- und Cavalettiarbeit, an der Longe, durch Bodenarbeit oder im Gelände, was gleichzeitig zu einer Abwechslung im alltäglichen Training führt. In diesem Beitrag bekommst du Infos zur Gymnastizierung vom Pferd und Übungen, wie du den Pferderücken lockern kannst.

Warum man Pferde gymnastizieren sollte

Pferd Bodenarbeit

Die Gymnastizierung beim Pferd ist unerlässlich – sowohl für Sport- als auch Freizeitreiter, denn nur so bleibt der Vierbeiner bis ins hohe Alter gesund und schmerzfrei. Die Muskulatur wird durch die Gymnastizierung gestärkt, der Rücken bleibt geschmeidig und beweglich und das Pferd kann den Reiter entspannt tragen. Trainieren kannst du das Ganze sowohl im Sattel als auch vom Boden aus.

Durch jede gymnastizierende Übung wird das Pferd selbstbewusster und geschmeidiger im Rücken. Es kann ausbalancierter laufen und entwickelt mehr Tragkraft und Schub aus der Hinterhand.

Möglichkeiten für die Gymnastizierung des Pferdes

Beim Gymnastizieren des Pferdes stehen dir einige Optionen offen. Du kannst beispielsweise Trab- und Galoppstangen in unterschiedlichen Abständen oder auch Cavalettis ins Training einbauen. Willst du dein Pferd vom Boden aus locker machen, kannst du es longieren. Informiere dich vorher am besten über die richtige Longierausrüstung und setze dir Ziele. Die Gymnastizierung des Pferdes durch Bodenarbeit ist eine wertvolle Ergänzung zum Reiten und trägt zur Gesunderhaltung des Tieres bei. Hierbei können gezielt vereinzelte Muskeln gestärkt und schwierige Lektionen vorbereitet werden. Wenn du gerne ausreiten gehst, kannst du auch das Gelände zum Pferd gymnastizieren nutzen, indem du beispielsweise viel bergauf und bergab reitest.

Pferd gymnastizieren mit Stangen und Cavalettis

Viele kennen wahrscheinlich den Satz „Stangenarbeit ist doch etwas für Anfänger!“ oder haben ihn sogar selbst schon öfter gesagt. Doch das ist ein Irrtum, denn das Training über Stangen ist für jedes Niveau fördernd, man kann das Pferd gymnastizieren beim Reiten und es sorgt gleichzeitig für eine willkommene Abwechslung. Es bietet sich zudem optimal als Lösungsarbeit an und fördert automatisch Gleichgewicht, Koordination und Kraft.

Die Stangen- und Cavalettigymnastik kannst du im Schritt, Trab oder Galopp gestalten. Ziel ist, dass sich das Pferd rhythmisch, gleichmäßig und ausbalanciert bewegt. Haben du und dein Pferd wenig Erfahrung, dann lege dir erst einmal ein paar Stangen auf eine gerade Linie, um den richtigen Rhythmus zu finden. Wenn das sicher klappt, kannst du einen Schritt weiter gehen und auch auf gebogener Linie, zum Beispiel auf dem Zirkel, mit der Gymnastizierung fortfahren.

Stangenarbeit Pferd

An der Longe

Pferd an der Longe gymnastizieren

Das Longieren ist eine gute Abwechslung zum Reiten und trainiert auch die Muskeln, die das Pferd braucht, um den Reiter überhaupt tragen zu können. Gestalte das Training an der Longe möglichst abwechslungsreich, damit dein Pferd viel Spaß daran hat. Neben den gängigen Tempoübergängen und Richtungswechseln kannst du auch Stangen oder Gassen einbauen und dadurch optische Anreize schaffen.

Beherrschst du das einfache Longieren sicher, gibt es zudem die Möglichkeit, Pferde zu gymnastizieren mit der Doppellonge. Hierbei lassen sich unterschiedliche Schwerpunkte trainieren und spezifische Probleme lösen. Du kannst deinem Pferd die reiterlichen Hilfen verständlicher machen und es durch die Arbeit an der Doppellonge stellen, biegen, treiben und parieren. Die äußere Leine begrenzt die Hinterhand und rahmt das Pferd ein, wodurch die Längsbiegung und das Geraderichten gefördert wird. In unserem Beitrag "Doppellonge: Vielseitiges Training für Pferd & Reiter" erfährst du mehr zu der Gymnastizierungsmöglichkeit.

Sowohl für das einfache Longieren als auch für die Doppellonge wird ein Kappzaum empfohlen. Damit kannst du optimal auf den Pferdekopf einwirken und deinen Vierbeiner stellen und biegen. Über den Ring in der Mitte des Kappzaums wirken Impulse präzise auf Genick und Nase, sodass du dein Pferd fein steuern kannst. Wichtig ist, dass du behutsam damit umgehst und nicht zu viel Druck ausübst. Dann besteht nämlich die Gefahr, dass das Pferd die Balance verliert oder sogar Schmerzen hat.

Kappzaum

Bodenarbeit

Du kannst dein Pferd auch gymnastizieren vom Boden, wodurch du gleichzeitig noch mehr Vertrauen gewinnst und die Körpersprache deines Vierbeiners besser deuten kannst. Zudem wird auch die Konzentrationsfähigkeit deines Pferdes durch die Arbeit vom Boden gefördert. Für die Bodenarbeit gibt es mehrere Methoden, es geht dabei aber immer um die Kommunikation und dass du die Beziehung zwischen dir und deinem Pferd stärkst.

Pferd gymnastizieren Bodenarbeit

Bei der Bodenarbeit mit Pferd gibt es Übungen, die viele Seitengänge und Biegungen im Schritt beinhalten und zum schonenden Aufbau der Rücken- und Bauchmuskulatur beitragen. Den meisten Pferden macht die Bodenarbeit Spaß, da sie eine Abwechslung zum Reittraining bietet, aber auch eine neue spannende Aufgabe darstellt. Noch bereitwilliger sind sie, wenn du sie während der Arbeit häufig lobst und ihnen zwischendurch ein Leckerli gibst.

Im Gelände

Wer denkt, dass die Gymnastizierung vom Pferd im Gelände nicht möglich ist, der liegt falsch. Schon allein die verschiedenen Bodenverhältnisse sorgen für eine bessere Köperwahrnehmung und Balance, da das Tier gut aufpassen muss, wohin es tritt. Selbst lange Schrittausritte entspannen und stärken die Muskeln zugleich und sind daher nicht zu unterschätzen. Willst du dein Pferd besonders effektiv gymnastizieren, dann reite am besten über Berge, Hügel und Wälle.

Sowohl bergauf als auch bergab reiten bietet einige Vorteile. Bergauf kannst du die Hinterhand- und Bauchmuskeln trainieren und das Pferd muss den Rücken aufwölben. Geht es bergab, müssen die Vierbeiner ihre Hanken mehr beugen. Das kräftigt ebenfalls die Muskulatur und der Rücken wird rund. Wenn das alles sicher funktioniert, kannst du sogar rückwärts und seitwärts am Hang reiten, denn das verstärkt den positiven Effekt noch deutlicher.

Pferd-gymnastizieren-Gelände

Gymnastik fürs Pferd: Übungen

Grundsätzlich müssen jedes Training und jede Übung individuell auf das jeweilige Pferd und die Bedürfnisse abgestimmt werden. Die untenstehenden Übungen sind nur als Anregung gedacht und können selbstverständlich je nach Bedarf abgeändert werden. Fällt es dir schwer einzuschätzen, welche Übungen zu deinem Pferd passen, dann hole dir einen Trainer dazu. Dieser kann dich beim Pferd gymnastizieren unterstützen und dir gegebenenfalls sogar einen Trainingsplan erstellen.

Wichtig ist, dass du dein Pferd nach jeder Übungseinheit lobst und ihm zwischendurch auch mal eine Pause gönnst. Dann können die Muskeln entspannen, es kommt zu keinen Verkrampfungen und dein Liebling hat weiterhin Spaß an der Arbeit. Nun lässt du dich am besten von den Übungen inspirieren und versuchst einfach mal, sie nachzureiten.

Wechselnde Übergänge

Pferd Übergänge Gymnastizierung

Durch viele Übergänge zwischen den Gangarten förderst du das Gymnastizieren vom Pferd und kannst es lösen und kräftigen. Besonders die Übergänge zwischen Trab und Galopp sind sehr wirksam, da das Pferd hierbei die Rückenmuskulatur unterschiedlich belastet und somit gezwungen ist, den Rücken loszulassen und die Muskeln zu entspannen.

Ein weiterer Vorteil von Übergängen: Sie formen die Muskeln auch, insbesondere die Bauch- und Kruppenmuskulatur. Nur wenn diese stark genug sind, kann das Pferd den Reiter ohne Probleme tragen. Zudem kann das Pferd durch die Übergänge besser das Gleichgewicht halten und mehr Last auf die Hinterhand aufnehmen, was wiederum einem Senkrücken vorbeugt.

So gehst du vor:

Suche dir einen festen Punk in der Halle oder dem Reitplatz aus, beispielsweise den Buchstabe A, an dem du dein Pferd angaloppierst. Hast du im Galopp ein gutes Gefühl, kannst du wieder zum Trab durchparieren. Wenn die Übergänge gut funktionieren und flüssig sind, wechselst du die Hand und machst dort dieselbe Übung. Dazwischen legst du am besten immer wieder eine kurze Schrittpause ein, damit sich dein Liebling dehnen und entspannen kann. Und lieber einmal mehr loben als zu wenig.

In-Outs auf gebogener Linie

Über Stangen und Cavalettis zeigen Pferde viel mehr Beinarbeit, wodurch die Muskeln an der Hinterhand, Schulter und am Bauch gestärkt werden. Vor allem die Bauchmuskeln sind wichtig, denn ohne diese kann das Pferd den Rücken nicht wölben und somit auch den Reiter nicht gesund tragen. Zudem löst das Springen über Cavalettis Verspannungen, da das Pferd den Rücken dabei noch besser anheben kann.

Pferd-gymnastizieren-In-Outs

Willst du dein Pferd besonders effektiv gymnastizieren, dann baue dir eine In-Out-Reihe auf gebogener Linie auf, beispielsweise auf dem Zirkel. Dabei muss sich das Pferd biegen und somit werden zusätzlich die Muskeln an der Außenseite trainiert. Für die Übung kannst du dir entweder Cavalettis oder kleine Kreuze aufbauen.

So gehst du vor:

Stelle erst einmal sicher, dass dein Pferd im Schritt und Trab sicher über ein einzelnes Cavaletti auf gerader Linie geht. Wenn das ohne Probleme funktioniert, kannst du es im Galopp versuchen. Auch hierbei sollte dein Vierbeiner gelassen und nicht höher als nötig darüber springen. Anschließend kannst du mehrere Cavalettis oder Kreuze im Abstand von etwa drei Metern hintereinander aufbauen.
Gelingt das alles problemlos, kannst du dich an die In-Outs auf gebogener Linie heranwagen. Wähle dabei immer wieder eine andere Linie, also reite die Reihe einmal weiter außen und einmal auf der Innenseite. Auf der äußeren Linie muss sich das Pferd mehr dehnen und strecken, innen mehr zusammenschieben und auf die Hinterhand setzen. Wichtig ist auch bei dieser Übung, dass du dein Pferd immer wieder entspannt auf der ganzen Bahn am längeren Zügel galoppieren lässt, damit es sich nicht verspannt.

Stellung und Biegung vom Boden

Nur mit einer guten Stellung und Biegung kann das Pferd ausbalanciert auf einer gebogenen Linie laufen. Wobei die Stellung (nur Genick) vor der Biegung (ganzes Pferd) erarbeitet werden muss. Damit dein Vierbeiner versteht, was du von ihm möchtest, kannst du das auch erst einmal im Halten üben.

So gehst du vor:

Stelle dich neben dein Pferd auf Höhe seines Kopfes und versuche, es durch sanftes Zupfen zu animieren, den Kopf leicht in deine Richtung zu drehen. Ist das äußere Ohr ein Stück weiter vorne als das innere, dann ist das schon ausreichend. Achte bei der Stellung darauf, dass sich dein Pferd nicht im Genick verwirft, also den Kopf nicht schräg hält.
Funktioniert das Stellen im Halten gut, kannst du es beim Führen durchführen. Am leichtesten fällt es deinem Pferd wahrscheinlich, sich in einer Volte zu stellen. Nimm dir zur Hilfe und besseren Orientierung auch Hütchen, wenn dein Tier dazu neigt, nach innen zu drücken. Die Biegung kommt nach einer gewissen Zeit ganz von selbst auf der gebogenen Linie.

Kennst du noch weitere gymnastizierende Übungen? Dann schreib uns diese gerne in die Kommentare. 🙂

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    Die Autoren

    Ich bin Bloggerin bei FUNDIS Reitsport und kann hier meinen Traum leben: Das Hobby mit dem Beruf verbinden. Seit über 20 Jahren bin ich begeisterte Reiterin und bringe euch in meinen Blogbeiträgen die Themen aus den unterschiedlichen Sparten des Reitsports näher.
    Fragen und Wünsche dürft ihr gerne in die Kommentare schreiben. 🙂

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