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Lipizzaner: Pferderassen-Portrait

Lipizzaner Steckbrief
Rasse: LipizzanerLebenserwartung: 25-30 Jahre
Gruppe: WarmblutStockmaß: 150-165 cm
Ursprung: Lipica in SlowenienGewicht: 500-650 kg
Zucht seit: 1580Fellfarbe: Schimmel, sehr selten Rappen, Füchse oder Braune
Hauptzuchtgebiet: Österreich, UngarnKörperbau (Exterieur): mittelgroß, kompakt, muskulös, kräftiger Hals und Kopf
Verbreitung: weltweitCharakter (Interieur): sensibel, menschenbezogen, willensstark, gelehrig, ausdauernd
Einsatzbereich: Show-, Reit-, Fahrpferd, Hohe SchuleBesonderheiten: sehr robuste Pferderasse mit einer hohen Lebenserwartung

Herkunft und Ursprung: Woher kommen Lipizzaner?

Lipizzaner, welche lange Zeit auch unter dem Namen „Karster“ bekannt waren, blicken auf eine über 400 Jahre lange Zuchtgeschichte zurück und gehören damit zu einer der ältesten Pferderassen der Welt. Heute bringt man sie insbesondere mit dem Lipizzanergestüt in Wien in Verbindung, doch der Ursprung der Rasse liegt in einem anderen Land. Die ersten Lipizzaner-Pferde wurden 1580 in Lipica, Slowenien gezüchtet. Dort gründete Karl II von Innenösterreich das Hofgestüt Lipica.

Der Name „Karster“ geht auf die Region „Karst“ zurück, in welcher das Hofgestüt Lipica lag. Dieser Name bezeichnete eine karge Landschaft, welche von unfruchtbarem und steinigem Boden geprägt war. Dadurch entwickelten sich die Lipizzaner zu sehr genügsamen Pferden, welche dank des Bodens mit Trittsicherheit und Ausdauer ausgestattet waren.

Die Pferderasse „Lipizzaner“ entstand durch die Kreuzung von Karster-Stuten (also die Pferde, welche rund um Lipica beheimatet waren) mit spanischen Hengsten. Anfangs wurde die Rasse ausnahmslos für den kaiserlichen Hof gezüchtet, wo sie für Karussells sowie als Reit-, Parade- und Kutschpferde eingesetzt wurden. Erst später wurden sie im Bereich der klassischen Reitkunst ausgebildet, wofür sie bis heute bekannt sind.

Lipizzanergestüt Wien

Die Spanische Hofreitschule in Wien ist die älteste Reitschule der Welt, in welcher der Fokus auf die Ausbildung im Bereich der klassischen Reitkunst gelegt wird. Fälschlicherweise wird oft angenommen, dass die Lipizzaner in Wien auch gezüchtet werden, doch in der Hauptstadt Österreichs werden die Tiere lediglich in der Klasse der Hohen Schule ausgebildet. Auch sind in der Spanischen Hofreitschule nur Hengste beheimatet. Der Name „Lipizzanergestüt Wien“ ist also nur umgangssprachlich.

Im Lipizzanergestüt Piber, welches sich im österreichischen Köflach in der Steiermark befindet, wird die Pferderasse seit mehreren Jahrhunderten gezüchtet. Die besten Hengste aus Piber repräsentieren die Pferderasse „Lipizzaner“ in Wien in der Spanischen Hofreitschule und kehren im Anschluss für den Deckeinsatz zurück ins steiermärkische Lipizzanergestüt. Auch ihre Rente dürfen etliche Hengste, die übrigens alle auf die sechs bekannten Hengstlinien zurückgehen, in Piber genießen.

Lipizzaner im Gestüt

Die Lipizzaner-Stuten aus dem Gestüt in Piber gehen auf die 17 klassischen Stutenstämme zurück – ein Alleinstellungsmerkmal des Lipizzanergestüts. Weltweit gibt es kein Gestüt, welches über Lipizzaner-Stuten aus allen Stämmen verfügt. Im 18. Jahrhundert wurden die Stammmütter geboren und jegliche Lipizzaner-Fohlen lassen sich bis auf deren Ursprung zurückverfolgen. Die Familienbegründerinnen und deren Geburtsjahre haben wir nachfolgend aufgelistet:

Stutenstämme Lipizzaner:

  • Africa, 1747
  • Ivanka - Famosa, 1754
  • Rava, 1755
  • Argentinia, 1767
  • Deflorata, 1767
  • Almerina, 1769
  • Stornella - Fistula,, 1771
  • Englanderia, 1773
  • Europa, 1774
  • Sardinia, 1776
  • Presciana - Bradamente, 1782/1777
  • Spadiglia, 1778
  • Capriola, 1785
  • Mercurio, 1806
  • Djebrin, 1824
  • Gidrane, 1841
  • Theodorosta, 1870

Darüber hinaus existieren bis heute acht Hengststämme, die vielen Lipizzaner-Nachkommen zugrunde liegen. Drei der Hengste waren keine Schimmel.

Hengststämme Lipizzaner:

  • Pluto, 1765
  • Conversano, 1767 (Rappe)
  • Maestoso, 1773
  • Favory, 1779 (Falbe)
  • Neapolitano, 1790 (Brauner)
  • Tulipan, 1800
  • Incitato, 1802
  • Siglavy, 1810

Lipizzaner: Charakter und Interieur

Lipizzaner-Pferde bringen einen einzigartigen Charakter mit, was sie zu idealen Sportpartnern macht. Sie zeichnen sich durch eine hohe Menschenbezogenheit und eine ausgeprägte Lernwilligkeit aus. Durch die Kombination dieser beiden Eigenschaften verstehen die „Karster“ auch anspruchsvolle Lektionen schnell.

Darüber hinaus ist der Lipizzaner-Charakter geprägt von einem sensiblen Wesen, einem hohen Maß an Ausdauer, Intelligenz und Sanftmütigkeit. Das stark ausgeprägte Selbstbewusstsein und die ausgesprochene Auffassungsgabe machen den Lipizzaner jedoch auch zu einem Pferd, welches einen starken und erfahrenen Reiter braucht. Die Pferderasse möchte sowohl geistig als auch körperlich gefordert werden und langweilt sich schnell, wenn sie keine anspruchsvollen Aufgaben gestellt bekommt.

Lipizzaner: Exterieur

Lipizzaner sind, trotz ihres meist geringen Stockmaßes von 160 cm, Spätentwickler, wodurch sie vor dem Anreiten ein Mindestalter von vier Jahren erreichen sollten. Auch in der Wiener Hofreitschule beginnt die Ausbildung frühestens, wenn die Karster vierjährig sind, denn erst dann sind sie ansatzweise ausgewachsen. Als zwei- oder dreijährige sehen die jungen Lipizzaner noch „unfertig“ aus.

Lipizzaner der Hofreitschule

Einmal ausgewachsen, zeigt sich der Körperbau der Lipizzaner-Pferde kompakt und kräftig – die Optik erinnert an das typische Barockpferd. Der Hals ist muskulös und hoch angesetzt, die Beine kraftvoll und robust. Der Kopf ist imposant und oft haben Lipizzaner eine Ramsnase, welches dem Urtyp der Pferderasse entspricht.

Die ausgeprägte Vorderhandaktion ist ein typisches Merkmal des Lipizzaners, welches der Einkreuzung der spanischen Pferde zugrunde liegt. Der Galopp ist ausdrucksstark und kraftvoll. Die beeindruckende Knieaktion und die optimale Winkelung der Gelenke ermöglicht dem Lipizzaner eine ideale Umsetzung der anspruchsvollen Lektionen der Hohen Schule. Der Behang der Pferderasse ist nicht mit dem der spanischen Vorfahren zu vergleichen, denn meist haben Lipizzaner eher feines Langhaar.

Wie alt werden Lipizzaner?

Lipizzaner-Pferde haben eine hohe Lebenserwartung. Viele können auch noch im hohen Alter geritten werden. Einer der ältesten Lipizzaner war der Jahrhunderthengst Neapolitano, der 2019 im stolzen Alter von 40 Jahren verstarb. 

Wann werden Lipizzaner weiß?

Lipizzaner-Fohlen werden, wie die meisten Schimmel, dunkel geboren – also schwarz, braun oder mausgrau. Im Alter von sechs bis zehn Jahren verlieren sie aufgrund einer Gen-Mutation (sogenanntes Grau-Gen) nach und nach ihre dunkle Farbe und schimmeln aus. Eines von hundert Lipizzaner-Fohlen bleibt jedoch dunkel. Während ein gescheckter, fuchsfarbener oder brauner Lipizzaner früher keine Seltenheit war, sind diese Farben heute nur noch sehr selten bis nie zu finden.

Berühmtes Lipizzaner-Pferd

Am 06.05.1970 wurde der Hengst „Maestoso Blanca“ in Piber geboren und im Anschluss an der Spanischen Hofreitschule in Wien ausgebildet. 1982 wurde der Lipizzaner an den damaligen Präsidenten der USA, Ronald Reagan, als Gastgeschenk während der USA-Tournee übergeben. Ob der Präsident mit dem Pferd zurechtkam, wurde angezweifelt. Es bestand die Sorge, dass der Hengst bei falscher Hilfengebung Lektionen der Hohen Schule zum Besten gab, welche auch aus Capriolen (also Sprüngen in die Höhe) bestehen können.

Möchtest du noch mehr Pferderassen kennenlernen? Dann durchstöbere gerne unsere Übersicht, in welcher du Rassen von A bis Z findest.

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    Die Autoren

    Ich bin Katja und seit meinem fünften Lebensjahr Pferdemädchen mit Leib und Seele. Durch meine Tätigkeit als Bloggerin bei Fundis Reitsport kann ich meine Leidenschaft mit dem Beruf verbinden und freue mich darauf, euch über Themen aus den unterschiedlichen Bereichen der Pferdewelt zu berichten.
    Lasst mich gerne jederzeit über die Kommentarfunktion wissen, wenn ihr spezielle Wünsche oder Themenvorschläge habt. 🙂

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