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Koppen beim Pferd: Eine massive Verhaltensstörung

Hilfe, mein Pferd koppt! Ein koppendes Pferd möchte im Normalfall niemand haben, denn viele denken, dass es sich dabei um eine Unart oder Krankheit handelt. Doch ganz im Gegenteil: Koppen beim Pferd ist eine Verhaltensstörung, bei der das Tier versucht, Stress abzubauen. In diesem Blogbeitrag erfährst du, was genau Koppen ist, welche Ursachen dahinterstecken, die gesundheitlichen Folgen und was gegen Koppen bei Pferden hilft.

Was ist Koppen?

Beim Koppen spannt das Pferd die untere Halsmuskulatur an, wodurch sich der der Schlundkopf öffnet und Luft in die Speiseröhre gelangt. Das Tier schluckt die eingesaugte Luft jedoch nicht herunter, sondern presst den Großteil durch die Speiseröhre wieder heraus. Dadurch entsteht dann das charakteristische rülpsende Geräusch – auch Kopp-Ton genannt. Nur ein kleiner Anteil der eingezogenen Luft gelangt in den Magen. Es werden zwei Arten beim Koppen unterschieden: Aufsetzkopper und Freikopper.

Aufsetzkopper

Bei dieser Art des Koppens suchen sich die Pferde feste Gegenstände – meistens aus Holz – aus ihrer Umgebung, wie zum Beispiel die Boxentür, den Futtertrog oder den Rand der Tränke, auf den sie ihre oberen Schneidezähne setzen und die Luft einsaugen. In der Regel ist das Koppen beim Pferd ein routinierter Vorgang und viele Aufsetzkopper nutzen häufig ein und dieselbe Stelle.

Es kommt jedoch auch vor, dass sich Kopper ein Pferd in der Nähe suchen und auf dessen Rücken koppen. Viele Vierbeiner lassen sich dies überraschenderweise ohne Widerstand gefallen. In so einem Fall ist es schwierig zu unterscheiden, ob es sich um die übliche Fellpflege zwischen zwei Artgenossen oder eine Verhaltensstörung handelt. Kommt dir das Pflegeverhalten deines Pferdes seltsam vor, solltest du die Situation über einen längeren Zeitraum genau beobachten und – sofern nötig – entsprechend handeln.

Freikopper

Pferd koppt in der Luft

Die Freikopper sind deutlich seltener. Das Pferd muss die Zähne dabei nicht aufsetzen, sondern nickt aufgrund der angespannten Halsmuskulatur nur mit dem Kopf. Diese Art kommt meistens nur bei Pferden vor, die schon sehr lange durch das Koppen Stress abbauen. Hierbei handelt es sich also um „Koppen für Fortgeschrittene“. Es gibt aber auch Fälle, bei denen das Pferd beide Kopp-Arten beherrscht.

Warum koppen Pferde?

Betroffene Pferdebesitzer stellen sich immer wieder die Frage „Warum und wann koppen Pferde eigentlich?“. Die enttäuschende Antwort: Es gibt keine konkrete Ursache, die sich einfach so definieren und abstellen lässt. Namhafte Wissenschaftler und Tierärzte beschäftigen sich seit vielen Jahren mit der Verhaltensstörung und stellen unterschiedliche Theorien auf. Worüber sich alle einig sind: Das Koppen beim Pferd muss als Hilferuf gesehen werden, denn der Vierbeiner zeigt dadurch, dass etwas nicht in Ordnung ist.

In vielen Fällen führt eine nicht-artgerechte Haltung zum Koppen. Hat ein Pferd viel Stress, nicht genügend Bewegung oder wenig Kontakt zu Artgenossen, kann es zur Verhaltensstörung kommen. Ein weiterer grundlegender Aspekt ist die falsche Fütterung. Der Verdauungstrakt des Pferdes ist so ausgelegt, dass es ca. 18 Stunden am Tag fressen sollte. Zu lange Fresspausen können dazu beitragen, dass es zu Langeweile kommt und das Pferd zu koppen beginnt.

Koppen Pferd Heu

Auch der Magen-Darm-Trakt der Pferde spielt eine große Rolle beim Koppen. Bei vielen Pferden, die koppen, wurden Magenprobleme diagnostiziert, was die Annahme eines Zusammenhangs zwischen der Krankheit und Verhaltensstörung bestärkt. Oft sind Probleme mit dem Magen mit Schmerzen verbunden und führen zu Stress, den das Pferd mit dem Koppen auszugleichen versucht. Möchtest du mehr zum Thema Magenprobleme erfahren, kannst du dir unseren Blogbeitrag dazu durchlesen.

Die Folgen des Koppens

Folgen Koppen Zähne

Durch das ständige Aufsetzen beim Koppen, sind die Schneidezähne im Oberkiefer einer besonders hohen Belastung ausgesetzt. Nach längerer Zeit kommt es zu einer starken Abnutzung der Schneidezähne und es entsteht das sogenannten Koppergebiss. Die Lebensqualität wird in den meisten Fällen aber nicht beeinträchtigt.

Zu Problemen kommt es nur, wenn das Pferd auf harten Untergründen wie Metall koppt. Ist das bei deinem Liebling der Fall, sorge am besten für weiche Koppmöglichkeiten. Klingt zwar etwas seltsam, aber lieber soll er schonend koppen, als dass es ihm am Ende nicht gut geht.

Besitzer von koppenden Pferden stoßen oft auf Verständnislosigkeit der Miteinsteller, denn diese sind zum Teil der Meinung, dass ein Kopper nicht zum Rest der Gruppe dazugestellt werden sollte. Der Grund: Es könnte ja passieren, dass sich die anderen Pferde das Koppen abschauen und auch damit anfangen. Bis jetzt wurde aber nicht bewiesen, dass die Vierbeiner in der Lage sind, sich durch Nachahmen etwas aneignen zu können. Die Isolierung von Artgenossen ist in diesem Fall sogar eher schädlich, denn durch den ausgelösten Stress kann es passieren, dass das Pferd vermehrt koppt.

Wie kann man Koppen abgewöhnen?

Für das Koppen beim Pferd gibt es keine gängige Therapie, die du anwenden kannst. Auch das Bestrafen, Schimpfen oder Beschmieren der Gegenstände mit übelriechenden Pasten ist nicht die Lösung. Nimmst du dem Pferd die Möglichkeit zu koppen, steigt die Unzufriedenheit. Denn die Verhaltensstörung ist ein Drang, den der Vierbeiner stillen will.

Wichtig ist in erster Linie, dass du die Haltung verbesserst:

  • Mehr Bewegung (wenn möglich Laufband, Führmaschine etc. zusätzlich zum Reiten nutzen)
  • Sozialkontakte (mit den Artgenossen zusammen auf die Koppel)
  • Futteranpassung (ausreichend Heu und Fresspausen nicht länger als vier Stunden, wenig Kraftfutter)
  • Genügend Beschäftigung (SpielzeugHeunetze und -bälle)
Koppen-Pferd-Koppel

Und dann gibt es noch den stark umstrittenen Kopperriemen aus Leder und Metall. Dieser wird dem Pferd vor dem Kehlkopf angelegt, damit es nicht mehr ohne Schmerzen Luft einsaugen kann. Tierschutzrechtlich ist der Koppriemen äußerst bedenklich, da er dem Pferd Leid zufügt, obwohl es durch das Koppen keine großen Schäden davonträgt. Zudem können sie wunde Stellen am Hals verursachen, das Tier in der natürlichen Bewegung einschränken und es am Fressen und Trinken hindern.

Als letzten Schritt bieten einige Kliniken eine Kopper-Operation an, bei der bestimmte Nerven und Halsmuskeln durchtrennt werden. Dadurch ist das Anspannen des Unterhalses und somit auch das Koppen nicht mehr möglich. Die Erfolgsquote der OP ist relativ hoch, insofern überhaupt von „Erfolg“ die Rede sein kann, denn auch hierbei wird dem Pferd auf radikale Weise nur die Möglichkeit genommen, den Stress abzubauen. Eine Kopper-OP solltest du wirklich nur in Erwägung ziehen, wenn dein Pferd beträchtliche gesundheitliche Folgen vom Koppen davonträgt.

Behalte dir immer im Hinterkopf: Wenn ein Pferd koppt, hat das nichts mit einer Krankheit oder Unart zu tun. Das Unterdrücken des Koppens behebt nicht die Ursache und macht es in den meisten Fällen nur schlimmer, da der Vierbeiner dadurch noch mehr Stress hat und koppen möchte.

Koppt dein Pferd schon über einen längeren Zeitraum, solltest du Ruhe bewahren und durchatmen. Biete ihm die artgerechteste Haltung, die dir möglich ist und sorge für zahnschonende Möglichkeiten, die es zum Koppen nutzen kann. Beobachte außerdem die Gesundheit deines Lieblings und tausche dich regelmäßig mit deinem Tierarzt aus. Und ganz wichtig – lasse dir nichts von anderen Leuten einreden. Nur weil dein Pferd koppt, heißt das nicht, dass du ein schlechter Besitzer bist!

Pferd koppt an einem Holz
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    Ich bin Bloggerin bei FUNDIS Reitsport und kann hier meinen Traum leben: Das Hobby mit dem Beruf verbinden. Seit über 20 Jahren bin ich begeisterte Reiterin und bringe euch in meinen Blogbeiträgen die Themen aus den unterschiedlichen Sparten des Reitsports näher.
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