Was gibt es Schöneres, als sein Pferd auf der Weide herumtollen zu sehen? Man kann es den Tieren förmlich ansehen, wie sie es genießen, sich die Sonne auf den Rücken scheinen zu lassen und in das saftige Grün zu beißen. Doch leider lauern gerade hier einige unscheinbare Gefahren. Nämlich in Form von Giftpflanzen, welche sich unter das leckere Gras schmuggeln und deinem Vierbeiner erhebliche gesundheitliche Probleme sowie damit verbundene Folgeschäden bereiten können. Daher ist es besonders wichtig, diese Pflanzen zu kennen, um sie direkt beseitigen zu können. Außerdem solltest du in der Lage sein, die Symptome einer Vergiftung zu deuten und Sofortmaßnahmen zu ergreifen, bis der Tierarzt eintrifft. Da Giftpflanzen hochgefährlich fürs Pferd werden können, haben wir dir alle wichtigen Informationen in diesem Beitrag zusammengefasst.
Warum fressen Pferde giftige Pflanzen?
Giftige Pflanzen sind häufig bitterer im Geschmack als bekömmliche Gräser. Trotzdem kommt es nicht selten vor, dass unsere Pferde diese - im Gegensatz zu Wildpferden - trotzdem verzehren. Die Gründe hierfür sind sehr vielfältig. Die Instinkte unserer Hauspferde sind weitaus geringer ausgeprägt, sodass die Tiere häufig nicht mehr auseinanderhalten können, ob es sich um eine giftige Pflanze handelt oder nicht.
Durch das Kraftfutter oder auch Zusatzfutter, welches in der heutigen Fütterung ganz normal ist, sind die Pferde verschiedene Geschmäcker gewöhnt und werden weniger schnell misstrauisch. Gerade Jungtieren fehlt es noch an Erfahrung, welche Pflanzen ihnen bekommen oder welche sie besser meiden sollten. Außerdem entwickeln viele Pflanzen den unangenehmen Geschmack erst ab einer bestimmten Größe.
Nach dem Winter mit ausschließlich Heu und Kraftfutter ist die Freude auf das frische Gras besonders groß und die Pferde schlingen, ohne wirklich mitzubekommen, dass sie gerade eine Giftpflanze vertilgen. Daher solltest du die Weide besonders sorgfältig absuchen, bevor dein Pferd das erste Mal dort die frische Luft genießen darf.
Wird die Weide im Laufe der Saison immer karger, fressen manche Pferde auch aus Mangel an Alternativen die nicht ganz so appetitlichen Giftpflanzen. In diesem Fall bietet es sich an, zusätzliches Heu zur Verfügung zu stellen, was dem Hunger und der Langeweile vorbeugen kann.
Die häufigsten Giftpflanzen auf deutschen Wiesen und Wäldern
Es ist wichtig, dass du die Giftpflanzen erkennen kannst, um dein Pferd davor zu bewahren, diese möglicherweise zu fressen. Damit du die Übersicht behalten kannst, haben wir dir die am häufigsten vorkommenden und gefährlichsten Pflanzen zusammengestellt:
Auf Wiesen und Weiden
Fingerhut
VERBREITUNG: | Wächst in lichten Wäldern und Gebirgslagen oder auch als Zierpflanze in Gärten und Parkanlagen |
SYMPTOME: | Blutiger Durchfall, Benommenheit, hoher Blutdruck, Herzrhythmusstörungen |
GIFTIGE BESTANDTEILE: | Giftige Blüten |
GIFTIGKEITSGRAD: | Sehr giftig |
Blauer Eisenhut
VERBREITUNG: | Zierpflanze in Gärten und Parks sowie auf feuchten Weiden |
SYMPTOME: | Starker Speichelfluss, erweiterte Pupillen, Unruhe, Durchfall, Krämpfe, Herzrhythmusstörungen, aufsteigende Lähmung von Gesichtsmuskeln und Zunge |
GIFTIGE BESTANDTEILE: | Komplett giftig |
GIFTIGKEITSGRAD: | Sehr giftig (gilt als giftigste Pflanze in Mitteleuropa) |
Gefleckter Schierling
VERBREITUNG: | Wächst auf Brachland, an Wegen, auf Äckern, in Gärten |
SYMPTOME: | Muskelschwäche, erhöhter Puls, Lähmungen und Krämpfe |
GIFTIGE BESTANDTEILE: | Komplett giftig |
GIFTIGKEITSGRAD: | Sehr giftig |
Jakobskreuzkraut
VERBREITUNG: | Wächst an Waldrändern, Wegen, Brachflächen oder Industrieflächen |
SYMPTOME: | Schädigung der Leber, Apathie, depressive Verstimmungen und/oder Appetit- und Gewichtsverlust |
GIFTIGE BESTANDTEILE: | Komplett giftig |
GIFTIGKEITSGRAD: | Sehr giftig und gefährlich, da es im getrockneten Zustand nicht mehr bitter ist und von Pferden mitgefressen wird |
Herbstzeitlose
VERBREITUNG: | Vorwiegend auf feuchten Weiden und Wiesen |
SYMPTOME: | Nahrungsverweigerung, blutiger Durchfall, extremer Speichelfluss, Lähmungserscheinungen, Kolik, Kreislaufstörungen und Schwitzen. |
GIFTIGE BESTANDTEILE: | Komplett giftig |
GIFTIGKEITSGRAD: | Sehr giftig |
Maiglöckchen
VERBREITUNG: | Laub- und Kiefernwälder, Gebüsche, Gärten |
SYMPTOME: | Benommenheit, Durchfall, beschleunigte Atmung, Herzrhythmusstörungen, zentrale Krämpfe, Tod durch Herzstillstand |
GIFTIGE BESTANDTEILE: | Komplett giftig |
GIFTIGKEITSGRAD: | Sehr giftig |
Johanniskraut
VERBREITUNG: | Waldränder und feuchte Wiesen |
SYMPTOME: | Schwellungen, Entzündungen an Haut, Kinn oder Lippen sowie Unruhe |
GIFTIGE BESTANDTEILE: | Giftige Blüten |
GIFTIGKEITSGRAD: | Giftig |
Adlerfarn
VERBREITUNG: | Waldränder und belichtete Wälder |
SYMPTOME: | Führt zu Vitamin B1 Mangel, der eine Ataxie oder die Störung des zentralen Nervensystems zur Folge haben kann. |
GIFTIGE BESTANDTEILE: | Wurzelstock |
GIFTIGKEITSGRAD: | Wenig giftig |
Hahnenfuß
VERBREITUNG: | Feuchte Wiesen und verdichtete Flächen |
SYMPTOME: | Schwellungen der Schleimhäute, Reizungen und Entzündungen im Magen-Darm-Bereich, Durchfall und Lähmungen der Atemwege |
GIFTIGE BESTANDTEILE: | Komplett giftig |
GIFTIGKEITSGRAD: | Wenig giftig bis giftig |
Adonisröschen
VERBREITUNG: | Trocken- und Halbtrockenrasen, sonnige Hänge, Kiefernwälder |
SYMPTOME: | Blutiger Durchfall, Benommenheit und Taumeln, Atemnot, Herzrhythmusstörungen |
GIFTIGE BESTANDTEILE: | Komplett giftig |
GIFTIGKEITSGRAD: | Wenig giftig bis giftig |
Bäume und Sträucher
Buchsbaum
VERBREITUNG: | Als Hecke in Gärten, Parks, selten im Laubwald |
SYMPTOME: | Kolik, starker Durchfall, Taumeln, Bewegungsstörung, zentrale Krämpfe, Schluckbeschwerden, Koma, Tod durch Atemlähmung |
GIFTIGE BESTANDTEILE: | Giftige Blätter |
GIFTIGKEITSGRAD: | Sehr giftig |
Rot-Ahorn
VERBREITUNG: | Parkanlagen und Gärten |
SYMPTOME: | Apathie, braune oder bläuliche Schleimhäute, Herzrasen, gelbe Lederhaut, Kolik, Fieber oder Untertemperatur, beschleunigte Atmung, Hufrehe, weiße Schleimhäute, blutiger Urin |
GIFTIGE BESTANDTEILE: | Giftige Blätter, Samen und Keimlinge |
GIFTIGKEITSGRAD: | Sehr giftig |
Goldregen
VERBREITUNG: | Parkanlagen und Gärten |
SYMPTOME: | Schweißausbrüche, Zittern, Atemnnot, hoher Blutdruck, schneller Puls |
GIFTIGE BESTANDTEILE: | Komplett giftig |
GIFTIGKEITSGRAD: | Sehr giftig |
Eibe
VERBREITUNG: | Waldränder, Waldwege und Gartenhecke |
SYMPTOME: | Beschleunigter Puls, Taumeln, Krämpfe, weißer Schaum vorm Mund, Blasenentzündung, Herz-Kreislaufkollaps |
GIFTIGE BESTANDTEILE: | Komplett giftig |
GIFTIGKEITSGRAD: | Sehr giftig |
Eiche
VERBREITUNG: | Weit verbreiteter Waldbaum |
SYMPTOME: | Apathie, Kolik, erst Verstopfung dann Durchfall, gelbe Schleimhäute, Ödeme, Schwäche, Tod durch Nierenversagen |
GIFTIGE BESTANDTEILE: | Giftige Eicheln, Blätter und Rinde |
GIFTIGKEITSGRAD: | Sehr giftig |
Robinie (Scheinakazie)
VERBREITUNG: | Laubmischwälder und auf mittelmäßig nährstoffreichen Sand- und Lehmböden |
SYMPTOME: | Speichelfluss, Unruhe dann Teilnahmslosigkeit, erhöhter Puls, erweiterte Pupillen, gelbe Schleimhäute, Magen- und Darmentzündungen mit Krämpfen, Störung des Gleichgewichts, krampfartiges Zucken, Schädigung von Leber und Nieren |
GIFTIGE BESTANDTEILE: | Giftige Früchte, Blätter und Rinde |
GIFTIGKEITSGRAD: | Sehr giftig, wurde früher häufig zum Stall- und Zaunbau verwendet |
Oleander
VERBREITUNG: | Parkanlagen und Gärten |
SYMPTOME: | Kolik, Durchfall, Benommenheit, Muskelzittern, große Pupillen, beschleunigte Atmung, Herz-Rhythmus-Störungen, Tod durch Herzstillstand |
GIFTIGE BESTANDTEILE: | Komplett giftig |
GIFTIGKEITSGRAD: | Sehr giftig |
Schwarzes Bilsenkraut, Schwarze Tollkirsche ("Belladonna") und Stechapfel
VERBREITUNG: | Nachtschattengewächse |
SYMPTOME: | Weite Pupillen, trockene Schleimhäute, Schluck- und Sehstörungen, beschleunigter Puls, Unruhe und Krämpfe, Lähmungen im zentralen Nervensystem |
GIFTIGE BESTANDTEILE: | Komplett giftig |
GIFTIGKEITSGRAD: | Sehr giftig |
So schützt du dein Pferd vor den giftigen Pflanzen
Das Wissen darüber, welche Pflanzen giftig sind und diese auch zu erkennen, ist schonmal eine gute Grundlage, dein Tier vor einer Vergiftung zu schützen. Lass es nicht auf fremden Wiesen und Koppeln grasen, ohne diese vorher inspiziert zu haben. Vor allem, wenn das Gras dort schon sehr hochsteht und du die Wiese nicht gut überblicken kannst.
Auch deine Weiden solltest du während der Saison immer wieder absuchen und mögliche Giftpflanzen sofort entfernen. Achte darauf - wenn möglich - die Pflanze mit Wurzel zu entfernen, damit das Nachwachsen eingedämmt wird.
Ebenso können sich unverträgliche Pflanzen im Heu oder in der Silage befinden. Kennst du die Wiesen nicht, von denen das Futtermittel stammt, ist eine Inspektion vor dem Füttern sehr wichtig, da verschiedene Pflanzen auch im getrockneten Zustand ihre toxische Wirkung nicht verlieren.
Eine gute Bewirtschaftung der Weiden und Wiesen kann auch zur Eindämmung von nicht gewollten Pflanzen beitragen. Vor dem Abmähen sollte sichergestellt sein, dass sich keine Giftpflanzen mehr im Gras befinden, da sich die Samen dadurch sehr gut verbreiten können. Gerade bei Jakobskreuzkraut muss diesbezüglich besonders sorgfältig vorgegangen werden, weil sich dieses rasend schnell ausbreitet. Entsorge es am besten sofort im Müll.
Als Reiter wissen wir, wie gerne die Pferde in einem unachtsamen Moment beim Ausreiten oder Führen doch mal gerne einen Bissen vom Gras am Wegesrand naschen. Jedoch passiert es gerade in dieser Situation häufig, dass die Pferde nicht wirklich selektieren und möglichst schnell irgendetwas erwischen wollen.
Da mischt sich dann auch unbemerkt mal die eine oder andere Giftpflanze unter den vermeintlichen Leckerbissen.
Besonders achtsam solltest du auch bei Zierpflanzen sein, die zum Beispiel im Garten neben der Reitanlage stehen oder als Abgrenzung genutzt werden. Viele von diesen sind giftig und das große Problem dabei ist, dass unsere Tiere die exotischen Pflanzen mit ihrem Geschmack nicht kennen. Aber auch zu erkennen, wenn dein Pferd an einer Vergiftung leidet und zu wissen, wie du dann reagieren solltest, kann hilfreich und in manchen Fällen sogar lebensrettend sein.
Symptome einer Vergiftung beim Pferd
Ein großes Problem bei Vergiftungen ist, die Symptome richtig zu deuten. Da es so viele unterschiedliche Pflanzen und Wirkstoffe gibt, kann sich der Verzehr einer giftigen Substanz sehr unterschiedlich äußern.
Bei einer akut auftretenden Vergiftung reagiert das Pferd direkt nach der Aufnahme des Wirkstoffes mit den damit verbundenen Symptomen. Bei einer chronischen Vergiftung hingegen sammelt sich das Gift über Tage - manchmal Monate - im Körper der Tiere an, während das Pferd jedoch lange symptomfrei bleiben kann.
Häufig sind solche Pferde dann müde und kraftlos, ohne erkennbaren Grund. Solltest du eine Veränderung an deinem Tier erkennen, suche die Weide ab, um eventuelle Nachweise für eine Vergiftung zu finden. Dies ist auch für die weitere Behandlung wichtig.
Folgende Symptome können bei einer Vergiftung auftreten:
- Übermäßiger Durst
- Schweißausbrüche
- Die Pupillen sind erweitert
- Erhöhte Nervosität
- Die Körpertemperatur ist zu niedrig oder zu hoch
- Das Tier speichelt extrem
- Die Atmung ist verändert oder das Pferd hat eine Atemlähmung
- Das Pferd leidet unter Schluckbeschwerden
- Der Herzschlag hat sich verändert
- Das Tier leidet unter Verdauungsstörungen, wie beispielsweise Verstopfung oder Durchfall
- Störungen im Bewegungsablauf
- Das Tier leidet an einer Muskelschwäche
- Es ist deutlich lichtempfindlicher
- Der Kreislauf sackt zusammen
- Hautausschläge oder Ödeme
Sofortmaßnahmen bei einer Vergiftung beim Pferd ergreifen
Stellst du bei deinem Pferd einige der genannten Symptome fest, solltest du auf jeden Fall den Tierarzt rufen. Ebenso, wenn du davon ausgehen kannst, dass dein Pferd eine Giftpflanze gefressen hat. Sehr hilfreich für den Tierarzt ist, wenn du ihm sagen kannst, welche Pflanze und in welcher Menge sie dein Vierbeiner verzehrt hat. Bis der Tierarzt eintrifft solltest du auf jeden Fall ein paar Sofortmaßnahmen einleiten, um eine Verschlimmerung zu vermeiden.
Schaue zuerst im Maul nach, ob sich Pflanzenreste dort befinden, und entferne sie zum Beispiel durch das Ausspülen mit Hilfe einer großen Spritze. Versuche dein Pferd zum Trinken zu animieren, um das Gift zu verdünnen. Dies funktioniert am einfachsten, wenn du etwas Süßes unter das Trinkwasser mischst. Viele Pferde mögen Apfelsaft zum Beispiel sehr gerne, aber auch Traubenzucker oder Elektrolyte können funktionieren. Hier ist fast alles recht, solange es hilft. Die Futteraufnahme sollte in diesem Zeitraum unbedingt vermieden werden.
Auch sollte sich das Pferd so wenig wie möglich bewegen. Am besten geeignet für das Warten ist eine dick eingestreute Box, um das Verletzungsrisiko bei einem Krampfanfall oder einer Kolik zu verringern. Miss die Körpertemperatur regelmäßig und handle dementsprechend. Ist sie zu niedrig, wärme dein Tier mit einer Decke, ist sie zu hoch, kühle die Beine mit Wasser.
Mit Giftpflanzen ist nicht zu spaßen und Vorsorge ist besser als Nachsorge. Nimm das Thema daher ernst und denk daran, dass das richtige Weidemanagement das Leben deines vierbeinigen Freundes retten kann.
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