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Therapeutisches Reiten: Die positive Wirkung der Reittherapie

Die meisten Menschen verbinden mit einer Therapie in erster Linie einen klassischen Besuch beim Arzt. Doch es gibt auch eine alternative und wirkungsvolle Ergänzung: das therapeutische Reiten. Die Arbeit mit den Pferden fördert Kinder, Jugendliche und Erwachsene nicht nur körperlich, sondern auch geistig und sozial. In diesem Beitrag möchten wir dir unter anderem folgende Fragen beantworten: Was ist Reittherapie? In welche Bereiche ist die Pferdetherapie für Menschen unterteilt? Wie hoch sind die Kosten?

Was ist therapeutisches Reiten?

Kind-kuschelt-mit-Pony

Die Therapie mit Pferden ist eine ganzheitliche Therapieform, bei der Menschen mit unterschiedlichen Erkrankungen, Behinderungen oder Störungen durch den Kontakt mit dem Vierbeiner gefördert und unterstützt werden. Im Mittelpunkt steht die Begegnung zwischen Mensch und Pferd. Dabei werden unterschiedliche Gefühle wie Freude, Sehnsucht oder auch Angst geweckt.

Im Vordergrund der Pferdetherapie steht nicht nur das Reiten, sondern auch der Kontakt zum Tier, die Pflege, Übungen am Pferd oder Arbeiten am Stall sind besonders wichtig. So lernen die Kinder und Jugendlichen, wie man verantwortungsbewusst mit den Tieren umgeht. Die Pferde schenken dem Menschen dabei bedingungsloses Vertrauen, Sicherheit und ein Gefühl von Geborgenheit.

Eine Reittherapie kommt hauptsächlich für Kinder und Jugendliche, aber natürlich auch für Erwachsene in Frage, die unter anderem unter folgenden Problemen leiden:

  • Körperliche oder geistige Beeinträchtigung
  • ADS/ADHS
  • Verhaltensauffälligkeiten
  • Querschnittslähmung
  • Autismus
  • Posttraumatische Belastungsstörungen
  • Konzentrationsprobleme
  • Lernschwächen
  • Psychische Probleme (Essstörungen, Depressionen, Stress usw.)
  • Mangelndes Selbstwertgefühl und Selbstbewusstsein
  • Schwierigkeiten in der Grob- und Feinmotorik
  • Schlechte Körperhaltung
  • Aggressionen
  • Verlustverarbeitung
  • Ängste

Angeboten wird die Therapie mit Pferden in Vereinen wie der Lebenshilfe und anderen Fördervereinen, Reha- und Therapiezentren, Reitvereinen, spezialisierten Reiterhöfen sowie Privatreitställen mit dem Bereich Therapeutisches Reiten.

Die Teilbereiche vom Therapiereiten

Das therapeutische Reiten ist ein Überbegriff und wird in verschiedene Therapiearten gegliedert, in denen der Reittherapeut das Pferd als zentralen Motivationsträger einsetzt. Das Therapiepferd spielt eine wesentliche Rolle, da es den Menschen trägt, Körperkontakt ermöglicht und ohne Vorurteile auf jeden zugeht. Welcher Therapiebereich der richtige ist, muss vorher individuell – gegebenenfalls auch mit dem behandelnden Arzt – abgestimmt werden.

Hippotherapie

Die Hippotherapie wird bei einer Schädigung des zentralen Nervensystems oder bei Erkrankungen des Stütz- und Bewegungsapparates sowie der Muskulatur angewandt und dient als Ergänzung zu anderen Physiotherapien. Durch die Bewegung der Therapie Pferde wird die Muskulatur des Klienten gestärkt. Diese stützt wiederum die Wirbelsäule und sorgt für ein gutes Gleichgewicht. Durch den dreidimensional schwingenden Pferderücken werden zusätzlich Verspannungen und Blockaden im Körper des Klienten gelöst.

Diese Art der Pferde Therapie wird durch eine Fachkraft ausgeführt, die eine Zusatzausbildung zum Hippotherapeuten vorweisen muss. Die Therapiestunde findet in einer ruhigen Umgebung statt und das speziell geschulte Pferd wird im Schritt geführt. Es überträgt dabei seine Ruhe und Ausgeglichenheit auf den Klienten, der während der Therapie durch einen Assistenten gesichert wird.

Therapeutisches-Reiten

Heilpädagogisches Reiten

Das heilpädagogische Reiten, auch Reitpädagogik genannt, hilft vor allem bei Kindern, die Verhaltensauffälligkeiten aufzeigen, eine geistige Behinderung oder einen längeren Therapieverlauf hinter sich haben. Der Umgang mit dem Therapiepferd nimmt positiven Einfluss auf die Problematik der Kinder, wobei diese die Therapie nicht als solche sehen und deshalb lange motiviert und bereit für die Teilnahme sind.

Das Therapiereiten für Kinder hat einige positive Auswirkungen:

  • Bessere Selbsteinschätzung
  • Förderung der Fein- und Grobmotorik
  • Verbesserung von Koordination und Gleichgewicht
  • Lernen, Rücksicht auf sich selbst, auf das Pferd und auf andere Kinder zu nehmen

Heilpädagogisches Voltigieren

Im Prinzip geht man hier nach den gleichen Grundsätzen wie beim heilpädagogischen Reiten vor, der einzige Unterschied ist die Ausführung. Die Therapie Pferde sind immer an der Longe und bewegen sich im Schritt, Trab oder Galopp. Der Klient führt die Übungen entweder neben oder auf dem Pferd durch.

In der Regel findet die Therapiestunde in der Gruppe statt. Dabei lernen die Klienten, Rücksicht auf die anderen zu nehmen und sich gegenseitig zu helfen. Die jeweiligen Übungen werden vorher speziell auf die Gruppe abgestimmt. Das Hauptaugenmerk liegt bei dieser Pferdetherapie auf der Förderung der emotionalen, sozialen und sensomotorischen Fähigkeiten.

Reitsport für Menschen mit Behinderung

Im Vordergrund des Reitsports für Menschen mit Behinderung steht nicht die Therapie, sondern der Sport als sinnvolle Freizeitgestaltung und soziale Integration. Er wird zur Rehabilitation sowie als Leistungs-, Freizeit- und Breitensport ausgeführt und bietet die Möglichkeit, aktiv am Pferdesport teilzuhaben. Die Reiter werden dabei nach den Grundsätzen und Richtlinien der klassischen Reitlehre ausgebildet.

Ausüben können den Reitsport alle sportfähigen und/oder kranken Menschen, die sich selbstständig auf dem Pferd halten und einwirken können. Das Wohlbefinden und die Gesundheit können dadurch erhalten und gesteigert werden. Der Reitlehrer, der eine Zusatzausbildung absolviert haben muss, geht individuell auf die Beeinträchtigungen der Reiter ein und gestaltet die Reitstunde mit längerfristigen Zielen.

Vor allem im Breitensport gewinnt das Para-Reiten (Bezeichnung für das Reiten mit Handicap) immer mehr an Bedeutung. Durch die Inklusion hat sich das Gesamtbild des Pferdesports stark verändert und das wird auch vom Deutschen Kuratorium für Therapeutisches Reiten e.V. (DKThR), ein deutschlandweit agierender Fachverband für pferdgestützte Therapie, Förderung und Sport, unterstützt. In unserem Blogbeitrag „Springreiten mit Handicap – Die Nischensportart des Para-Reitens“ erfährst du Näheres zu diesem Thema.

Ergotherapie mit Pferden

Bei der ergotherapeutischen Behandlung mit dem Pferd werden Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit Störungen in der Motorik, Wahrnehmung, Psyche und im Sozialverhalten unterstützt. Die Therapie Pferde werden dabei als Medium einbezogen, da sie durch die entstehende Bewegung und Pferd-Mensch-Beziehung die Wirkung der Ergotherapie bestärken. Der Sinn dabei ist aber nicht, dass die einzelnen Personen reiterliche Fähigkeiten erlernen sollen, sondern individuell gefördert werden. Die Pferde Therapie stärkt das Selbstvertrauen, führt zu angepassten motorischen Reaktionen und beeinflusst die Tiefensensibilität positiv.

Die Reit Therapie wird ärztlich verordnet und von einem Ergotherapeuten durchgeführt, der eine Zusatzqualifikation in der Ergotherapeutischen Behandlung mit Pferden absolviert hat. Der Reittherapeut arbeitet eng mit dem jeweiligen Arzt und gegebenenfalls weiterem Fachpersonal oder Assistenten zusammen. In der Regel wird die Behandlung als Einzelstunde durchgeführt, beim Therapiereiten für Kinder oftmals auch in kleinen Gruppen. Sie findet in der Reithalle, auf dem Reitplatz oder sogar im Gelände statt.

Therapeutisches Reiten: Kosten

Die Kosten für das Therapie Reiten können nicht pauschal festgelegt werden, da jeder Klient eine individuell abgestimmte Behandlung benötigt. Bevor die Reittherapie beginnt, findet meistens ein Vorgespräch statt, in dem man sich besser kennenlernt und die Stärken und Schwächen bespricht. Es werden die kurz- und langfristigen Ziele und Aufgaben festgelegt und Möglichkeiten durchgesprochen, wie man diese am besten erreichen kann.

In den meisten Fällen wird die Therapie mit Pferden leider nicht von den Krankenkassen übernommen. Dennoch lohnt es sich, bei der jeweiligen Kasse nachzufragen, denn einige bezahlen die Kosten anteilig als Gesundheitsleistung. Für das heilpädagogische Reiten tragen unter bestimmten Bedingungen zum Teil auch die Sozial- und Jugendämter die Therapiekosten. Beispielsweise wenn Wiedereingliederungshilfe besteht oder die Reittherapie für Kinder als Hilfe zur Erziehung genutzt wird.

Bei den Preisen gilt es zu unterscheiden, ob es sich um Gruppen- oder Einzelstunden handelt und wie lange eine Therapieeinheit dauert. Meistens findet die Reittherapie 30, 45 oder 60 Minuten statt und die Preise variieren dabei stark. Im Durchschnitt muss man bei 30 Minuten mit 30 – 50 € und bei 60 Minuten mit 60 – 85 € rechnen. Zusätzlich können auch noch Kosten für das Vorgespräch sowie für einen notwendigen Assistenten anfallen.

Pferd auf Koppel

Fazit

Reiten als Therapie findet immer mehr Beliebtheit bei Menschen aller Altersklassen, da es keinen üblichen Therapiecharakter aufweist und so einer Therapiemüdigkeit vorbeugt. Besonders die Kinder und Jugendlichen freuen sich auf die spielerische Arbeit mit dem Pferd und sind dabei begeistert und motiviert. So können ohne Druck und Stress große Fortschritte erreicht werden.

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    Die Autoren

    Ich bin Bloggerin bei FUNDIS Reitsport und kann hier meinen Traum leben: Das Hobby mit dem Beruf verbinden. Seit über 20 Jahren bin ich begeisterte Reiterin und bringe euch in meinen Blogbeiträgen die Themen aus den unterschiedlichen Sparten des Reitsports näher.
    Fragen und Wünsche dürft ihr gerne in die Kommentare schreiben. 🙂

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    2 Kommentare

    • Hallo 🙂
      für eine bessere Verständlichkeit würde ich gerne das Erscheinungsjahr von Ihrem tollen Beitrag wissen. Somit könnte ich den Beitrag besser wissenschaftlich einordnen :).

      Lieben Dank und Liebe Grüße
      Josefa Wolf

      Antworten
      • Hallo Josefa,
        wir haben den Blogbeitrag im August 2021 veröffentlicht 🙂

        Antworten

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