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Springgymnastik: So nutzt du die Winterarbeit sinnvoll

Viel zu schnell ging diese Turniersaison mal wieder zu Ende. Die kälteren Temperaturen kündigen es schon an, dass die Turnierausrüstung für eine Weile unten im Schrank verstaut werden kann. Trotzdem solltest du kein Trübsal blasen in dieser Jahreszeit, denn die Winterarbeit kannst du hervorragend für dich und dein Pferd nutzen. Eine Sache, die unser Teamreiter Basile Bettendorf gerne in der Turnierpause nutzt, ist die Springgymnastik. Viele Vorteile bietet die Arbeit mit Bodenstangen, Cavalettis und kleinen Sprüngen, welche dir in diesem Beitrag erläutert werden. Außerdem hat Basile für dich ein paar Ideen und Anregungen für Springgymnastik Übungen zusammengestellt, damit die Winterarbeit mit deinem Pferd losgehen kann.

Winterpause nach der Turniersaison

Dieses Jahr war alles anders als normal und das betraf auch die Turniersaison. Später in die Lieblingszeit der Reiterinnen und Reiter gestartet, geht sie leider auch schon viel zu schnell zu Ende. Unserem Teamreiter Basile bleiben noch eine Handvoll Turniere, bis er dann im November/Dezember in die Winterpause startet. Trotz der wenigen Events war Basile mit der Leistung seiner Pferde mehr als zufrieden und betonte, dass sie alle wirklich sehr gut sprangen.

Reiter macht Springgymnastik mit Pferd

„Ich sehe immer nur das Positive“, antwortet er mit einem Lachen auf die Frage, was diese Saison denn nicht so gut gelaufen sei. Vor allem auf Gut Ising im September lief für den gebürtigen Luxemburger alles wie am Schnürchen. Er konnte mit seinem Spitzenpferd Amadeus sogar das S**-Springen gewinnen und einen zweiten Platz im S*** erreiten. Auch die jungen Pferde präsentierten sich gut, im Speziellen Balero, der das Finale der 6-Jährigen für sich entscheiden konnte. Da kann man den Pferden doch mit gutem Gewissen erstmal eine Auszeit gönnen.

Viele Reiter handhaben es so und schicken ihre Lieblinge in die Winterpause. Gönne deinem Tier und auch dir ruhig etwas Zeit, die Akkus wieder aufzuladen. Allerdings sollte das mit Verstand und einem Plan passieren. Ein Pferd, das voll im Training steht und dadurch viel Kondition besitzt, kannst du nicht von einem Tag auf den anderen aufhören zu reiten und die Führanlage oder Koppel ihren Job machen lassen.

Pferde sind im Winter sowieso frischer und mit wenig bis keiner Arbeit kann sich jeder vorstellen, was das bedeutet. Da kann sogar einfaches Longieren gefährlich werden, denn ein übermütiges Tier an der Longe hat sich des Öfteren schon schwere Verletzungen zugezogen.

Reiter lobt Pferd und lacht

Möchtest du deinem Pferd eine komplette Pause auf der Koppel gönnen, solltest du mindestens 2-3 Wochen vorher das Training langsam reduzieren. Passe außerdem das Futter an, da dein Pferd nicht mehr so viel Energie benötigt ohne die tägliche Arbeit. Beobachte jedoch die körperliche Verfassung während des Winters, denn manche Pferde bauen durch die kälteren Temperaturen schneller ab.

Die Muskulatur und Kondition nehmen rapide ab und das musst du langsam wieder aufbauen. Vor allem die so wichtige Rückenmuskulatur muss sich erst wieder an die Belastung gewöhnen. Behalte im Hinterkopf, dass das 6-8 Wochen dauern kann und du frühzeitig das Aufbautraining starten musst. Zu schnell gesteigertes Training kann sehr schädlich für die Muskulatur und den gesamten Bewegungsapparat deines Pferdes sein. Basile Bettendorf handhabt es lieber so, dass die Pferde erst einmal nicht gesprungen werden, aber eine Zeit, in der sie nicht geritten werden, gibt es bei ihm nicht.

Die Pferde in der Winterarbeit

Leichte Arbeit unter dem Sattel, ausreiten, Führanlage, Longe und Paddock, wenn die Koppeln zu nass werden – das steht im Stall von Basile auf dem Programm. Den Pferden Abwechslung zu bieten, fällt ihm und seinen Bereitern nicht schwer. Durch diesen etwas entspannteren Trainingsplan können die Pferde sich von der Turniersaison erholen, ohne zu viele Muskeln oder Kondition abzubauen.

Wenn die Pferde auch im Winter regelmäßig bewegt werden, sollten in der Regel keine großen Probleme mit überschüssiger Energie aufkommen."

– Basile Bettendorf

Er fährt trotzdem ein- oder zweimal die Woche auf andere Reitanlagen, damit sich die jungen Tiere an das Verladen und die fremde Atmosphäre gewöhnen können. Dadurch sind sie nicht komplett von den neuen Eindrücken auf dem ersten Turnier überwältigt. Er rät dazu, die Winterarbeit dazu zu nutzen, um an der Rittigkeit der jungen Pferde zu arbeiten und bei den erfahrenen Pferden den Fokus darauf zu legen, sie fit und bei Laune zu halten.

Auch du als Reiter kannst den Winter dafür nutzen, etwas für dich zu tun und zum Ausgleich auszuprobieren. Unser Teamreiter spielt zum Beispiel nebenher gerne Basketball und nutzt die turnierfreie Zeit vermehrt dafür. Aber auch mehr oder weniger nützliche Skills können in der Winterpause erprobt werden.

Reiter macht Gymnastik auf dem Pferd

Das Parcoursspringen wird in der Pause zwischen dem letzten Turnier der alten Saison und dem ersten Turnier der neuen Saison im Stall Bettendorf komplett vom Trainingsplan gestrichen. Springgymnastik heißt das Zauberwort in der kalten Jahreszeit, welches mindestens einmal die Woche für jedes Pferd gilt. Bodenstangen liegen so gut wie immer auf dem Reitplatz oder in der Halle verteilt, um im täglichen Training miteingebaut zu werden. Willst du mehr über das Thema Stangenarbeit erfahren und dir Anregungen holen, wie du die Stangen legen kannst, lese dir den Blogbeitrag Stangenarbeit als Abwechslung für die Pferde durch, welcher auch in Zusammenarbeit mit Basile entstanden ist.

Die Vorteile von Springgymnastik für dein Pferd

Springgymnastik ist ein Alleskönner und sollte nicht nur für Springpferde regelmäßig auf dem Programm stehen. Die Arbeit mit den bunten Stangen lässt bei dir und deinem Pferd keine Monotonie aufkommen und fordert dein Pferd physisch, aber auch psychisch. Muskeln, die du beim normalen Reiten in dieser Form so gar nicht trainieren kannst, werden beim Gymnastikspringen gestärkt. Das betrifft vor allem die Muskelpartien der Hinterhand und des Rückens. Außerdem muss dein Pferd aufmerksamer sein und konzentriert sich mehr auf dich sowie das Training.

Reiter macht Springgymnastik

Vor allem junge Pferde können dadurch schonend an den Springsport herangeführt werden. Sie werden ausbalancierter, erlernen Takt und festigen ihr Gleichgewicht. Du als Reiter profitierst ebenso davon und kannst deine reiterlichen Fähigkeiten ausbauen. Eine verbesserte Balance deines Sitzes kann dir nicht nur als Springreiter in vielen Situationen weiterhelfen.

Außerdem macht es einfach Spaß, auch wenn mir das jetzt nicht jeder Dressurreiter glauben möchte, und es schafft Vertrauen zwischen dir und deinem Liebling.

Die verschiedenen Springgymnastik-Übungen schulen unterschiedliche Aspekte. Basile zum Beispiel springt mit seinen Pferden gerne eine Reihe von In-Outs. Das sind Sprünge, die so aufgebaut werden, dass kein Galoppsprung zwischen den Hindernissen liegt. Das bedeutet, dass mit jedem Galoppsprung ein Hindernis überwunden werden muss. Hierdurch wird die Koordination und das Reaktionsvermögen gefördert. Außerdem müssen die Pferde mehr Kraft in die Galoppsprünge legen und stärken so die Hinterhand.

Die Hindernisse in einer Reihe aus In-Outs können Kreuze, Steilsprünge oder Cavalettis sein. Sehr gerne nutzt er auch schmale Sprünge, dass die Pferde lernen, ganz gerade zu springen. Mit erfahreneren Tieren, die das Springen von In-Outs gut beherrschen, kannst du die Reihe auch auf einer gebogenen Linie aufbauen oder höhere Sprünge einbauen. Eine weitere Möglichkeit, die Basile häufig nutzt, um das Reaktionsvermögen im Speziellen zu schulen, ist der Aufbau der In-Outs am Anfang und Ende einer Gymnastikreihe.

Bei Tieren, die dazu neigen, eilig und schnell zu werden, rät der erfahrene Springreiter dazu, Bodenstangen in die Reihe einzubauen. Hierdurch wird ein Rhythmus vorgegeben und vorgebeugt, dass Hektik aufkommt. Allerdings betont Basile, dass es wie so oft im Reitsport individuell auf den Vierbeiner ankommt. Er hatte auch schon Pferde, bei denen das Springen einer Gymnastikreihe keinen Sinn gemacht hat, da sie immer schneller und eiliger wurden. Hier können eher kleinere Gymnastiksprünge kombiniert und immer wieder zwischendurch Ruhe reingebracht werden. Auch das Anhalten zwischen den Sprüngen einer Distanz kann hilfreich sein. Ein erfahrener Trainer kann dich unterstützen und den nicht so erfahrenen Springreitern die nötige Sicherheit geben.

Reiter mit Pferd über Sprung

Springgymnastik für junge Pferde

Der Weg zu einem erfolgreichen Springpferd ist lang und jeder Olympiasieger hat auch mal klein angefangen. Die ersten Erfahrungen können die Jungtiere mit ungefähr 2-3 Jahren beim Freispringen sammeln. Dadurch lernen sie, was von ihnen verlangt wird, wenn ein bunter Sprung im Weg steht. Sie bekommen Routine und lernen, ihre Beine beim Springen zu koordinieren, ohne auch noch das zusätzliche Reitergewicht ausbalancieren zu müssen.

Unter dem Sattel kannst du mit Bodenstangen anfangen und dann sukzessive Cavalettis und Kreuze hinzunehmen. Lasse dein Pferd ruhig erst im Schritt über die Stangen gehen, damit es sich im Trab nicht zu sehr verkrampft. Die ersten Sprünge absolvierst du am besten zuerst aus dem Trab, bis das Pferd die nötige Sicherheit hat. Gymnastikreihen helfen, den Rhythmus zu halten und stärken die Muskulatur. Jage dein unerfahrenes Pferd auf keinen Fall sofort durch eine ganze Gymnastikreihe, sondern fange mit einem Trabsprung und Vorlegestange an. Nach und nach kannst du dann Sprünge dazu nehmen, wobei die Höhe hier erst einmal keine Rolle spielt.

Basile Bettendorf rät, bei jungen Pferden darauf zu achten, die Distanzen an die Länge des Galoppsprunges anzupassen. Du willst am Anfang, dass sie Sicherheit bekommen und sich beim Springen wohlfühlen. Später kannst du die Abstände dann variieren, um die Rittigkeit zwischen den Sprüngen zu fördern und das Verkürzen sowie das Verlängern des Galoppsprunges üben.

Dein junges Pferd kannst du in der Reihe unterstützen, indem du die Hände etwas breiter führst, um es besser mittig halten zu können. Neigt es doch dazu, seitlich abzukommen, solltest du nicht mit den Zügeln korrigieren, sondern rechts oder links des Sprunges eine Stange legen. Diese kann auch mit einem Ende auf dem Sprung aufliegen, sodass ein offenes „V“ entsteht und dadurch dem Pferd helfen, geradezubleiben.

Die Abstände zwischen Stangen und Hindernissen

Reiter misst Distanz mit Stange

Voraussetzung für eine erfolgreiche Springgymnastik sind die richtigen Abstände zwischen den Stangen und Hindernissen. Falsche Distanzen können in einer Gymnastikreihe zu Unfällen führen, falls es dein Pferd nicht mehr schafft, seine Beine zu koordinieren. Achte jedoch darauf, dass jedes Pferd eine individuelle Länge des Galoppsprunges hat, sodass die Springgymnastik-Abstände variieren.

FOLGENDE ABSTÄNDE IM SPRINGSPORT SOLLTEST DU WISSEN (DIE ANGABEN FÜR PONYS STEHEN IN KLAMMERN):

  • In-Out: 3,00 – 3,50 m (2,5 – 3,00 m)
  • Kombination 1 Galoppsprung: 7,00 – 8,00 m (7,00 – 7,50 m)
  • Kombination 2 Galoppsprünge: 10,00 – 11,00 m (9,80 – 10,30 m)
  • Distanz 3 Galoppsprünge: 14,10 – 15,00 m (13,20 – 14,20 m)
  • Distanz 4 Galoppsprünge: 17,60 – 18,60 m (16,50 – 17,50 m)
  • Distanz 5 Galoppsprünge: 21,50 – 22,50 m (19,50 – 20,60 m)
  • Distanz 6 Galoppsprünge: 24,70 – 26,00 m (22,70 – 23,60 m)
  • Distanz 7 Galoppsprünge: 28,50 – 29,50 m (26,00 – 27,10 m)
  • Distanz 8 Galoppsprünge: 32,00 – 33,00 m (29,00 – 30,00 m)

Beispiele Gymnastikreihen

Den Kombinationen und Möglichkeiten für Springgymnastik sind so gut wie keine Grenzen gesetzt. Damit du nicht wahllos darauf los baust, hat dir Basile seine Lieblingsreihen zusammengestellt. Hier findest du erst einmal die Erklärung der Darstellungen in den Abbildungen:

Gymnastikreihe Springen

In den Beispielen sind absichtlich keine genauen Maßangaben angegeben, da es hierbei auf das jeweilige Tier ankommt. Nimm dir die Aufzählung der unterschiedlichen Abstände zwischen den Sprüngen zur Hand, um die Reihe aufzubauen. Bei Pferden mit einem großen Galoppsprung wählst du das obere Ende der Maßangabe und bei einem kurzen Galoppsprung verwendest du die kleinere Angabe.

Die Kombination der Hindernisse und Bodenstangen in einer Gymnastikreihe hat verschiedene Effekte. Wie schon erwähnt ist Basile ein großer Fan von In-Out-Reihen. Bei der folgenden Gymnastikreihe ist besonders große Konzentration gefragt, da sich Bodenstangen, Kreuze/Steilsprünge und ein Oxer abwechseln. Das Pferd muss dadurch unterschiedlich hoch und weit springen.

Gymnastikreihe Aufbau

Oxer-Reihen fördern vor allem die Kraft, da das Pferd aus der Ruhe nicht nur in die Höhe, sondern auch in die Weite springen muss. Die Bodenstange zu Beginn hilft, den richtigen Rhythmus zu finden. Das In-Out aus Oxer und Cavaletti erfordert eine gute Konzentration und schult das Reaktionsvermögen.

Gymnastikreihe Springreiten

Die Rittigkeit deines Pferdes kannst du fördern, indem du die Abstände zwischen den Hindernissen so wählst, dass du die Galoppsprünge zum Beispiel verkürzen musst, um die optimale Distanz zum Sprung zu haben. Bei 14 m musst du drei etwas kürzere Galoppsprünge reiten. Da diese Distanz am Ende und Anfang der folgenden Reihe verbaut ist, lernst du, mit deinem Pferd ein Tempo und einen Rhythmus zu halten, da du ansonsten zu dicht an den Aussprung kommst.

Springreiten Gymnastikreihe

Langweilig wird es dir damit hoffentlich nicht in der Winterzeit. Jetzt heißt es nur noch, sich aufzuraffen und die Stangen sowie Hindernisse aufzubauen.

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    Die Autoren

    Ich bin 29 Jahre alt und liebe es, für euch Beiträge zu schreiben. Vor über 20 Jahren habe ich meine Liebe zu den Pferden entdeckt und diese sogar durch mein Studium Pferdewirtschaft zu meinem Beruf gemacht. Gerade reise ich durch Australien und versuche noch mehr verschiedene und internationale Eindrücke in die Pferdewelt zu bekommen.
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